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Unbeständige Körper

Projektleitung:
Wolfgang Tschapeller (IKA)

Projektteam:
Christina Jauernik (IKA), Johann Lurf (IKA), Fabian Puttinger (IKA), Rüdiger Suppin (IKA), Christian Freude (TU Wien), Vicki Kirby (University of New South Wales), Thomas Lamarre (University of Chicago)

Gefördert von:
FWF | PEEK (AR574)

FWF | PEEK-Projekt
geleitet von Wolfgang Tschapeller, Institut für Kunst und Architektur
Projektlaufzeit: 1.1.2021 – 31.3.2024

Das künstlerische Forschungsprojekt geht der Frage nach "Was bedeutet es Mensch zu sein?". Menschen haben seit jeher sich selbst und ihre Umgebung vermessen, Architekt_innen kam die Rolle zu, für menschliche Bedürfnisse und Lebensweisen zu entwerfen und zu konstruieren. Heutzutage scheint die Definition des "Menschen" zunehmend in Frage gestellt. Algorithmen und künstliche Intelligenzen imitieren nicht nur das menschliche Nervensystem, sondern erweitern dieses und interagieren mit anderen Lebewesen und der Umwelt. Während also Technologien sich "menschliche Kapazitäten" aneignen, erscheinen nicht-menschliche Wesen, wie beispielsweise Pflanzen, menschlicher als bisher angenommen. Forschungen zeigen, dass selbst die bescheidene Erbsenpflanze in der Lage ist, Raum und Zeit auf komplexe Weise wahrzunehmen und Entscheidungen für ihr eigenes Wohlbefinden zu treffen. Bei Maschinen und Pflanzen manifestiert sich dabei, was der Mensch Intelligenz und Voraussicht nennen würde. Die allein auf den Menschen zentrierten Vorstellungen von Wahrnehmung und Erkenntnis sind daher längst unzureichend.

Mit der Erbsenpflanze als unsere Gefährtin in diesem Forschungsvorhaben, erkundet das Projekt pflanzliche Formen des Wahrnehmens, "des Sehens" und "des Hörens". Dabei wird auch hinterfragt, ob es ein zentrales "Wer" oder "Was" gibt, wie die sensorischen Eindrücke organisiert werden, oder sich überhaupt zerstreutes Handeln entwickeln kann. Mit unterschiedlichen Methoden aus der Bewegungsforschung, Film, Neurowissenschaften, Pflanzenforschung, Phänomenologie und Informatik erforscht das Projektteam wie die Zusammenarbeit zwischen den Spezies ästhetisch und räumlich als gemeinsamer Wahrnehmungsort erfahrbar gemacht werden kann. Unter anderem wird dabei ein filmisches Essay entstehen, welches die Schnittstellen und Schwellenbereiche von Pflanze und Mensch – beispielsweise während Schlaf-, Wach- und Erinnerungszuständen – erfasst, beschreibt und Gemeinsamkeiten wie Unterschiede erörtert.

Das Projekt möchte sich den unzähligen Arten von Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsformen widmen, die uns noch unbekannt und unzugänglich sind. Es soll gefestigte Annahmen über allein auf den Menschen zentrierte Sichtweisen ins Wanken bringen – über das Wie und Wo von Wahrnehmung zu spekulieren und Neugierde zu erwecken auf die Dinge, die wir dachten bereits so genau zu kennen. Dazu gehört auch, großen Wert auf eine inklusive und barrierefreie Art des Arbeitens zu legen, im Besonderen werden Personen mit Sehbeeinträchtigung sowie mit eingeschränkter Mobilität angesprochen. Im Sinne des Projekts sollen Möglichkeiten für unterschiedliche Wahrnehmungsvermögen eröffnet werden und diese so in die Experimente einfließen.