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Synergistische Interaktion von Schreibmaterialien

Projektleitung:
Federica Cappa (INTK)

Projektteam:
Iulia-Maria Caniola
Salvatore Caterino

Projektdauer:
3 Jahre

Gefördert von:
FWF | Einzelprojekt (P35484)

FWF | Einzelprojekt
geleitet von Federica Cappa, Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst
Projektlaufzeit: 1.10.2022 – 30.9.2025

In der Erforschung der Entwicklung von Handschriften, von der Antike bis heute, ist es wichtig, sich der gleichzeitigen Entwicklung und Veränderung nicht nur des Textes und seiner Bedeutung bewusst zu sein, sondern auch der Techniken und Materialien, welche im Laufe der Jahrhunderte verwendet wurden. Etwa vom 3. Jahrhundert bis zum Ende des Mittelalters, als der Druck auf Papier erstmals eingeführt wurde, wurden Manuskripte, Schriftrollen und Bucheinbände aus Pergament gefertigt, einem Material, welches aus Tierhäuten, hauptsächlich von Schaf, Kalb oder Ziege, hergestellt wird. Der Hauptbestandteil von Pergament ist Kollagen, ein Protein mit einer Triple-Helix-Struktur.

Abhängig von den Umgebungsbedingungen, unter denen mittelalterliche Handschriften präsentiert oder gelagert werden (z. B. Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, säurebildende Gase, Licht), sowie von der Zusammensetzung der verwendeten Tinten im Text und der Pigmente für farbige Miniaturen (auch Illuminationen genannt), unterliegt Kollagen verschiedenen Abbauprozessen. Diese können eine strukturelle Schwächung des Pergaments bewirken, wodurch es zerbrechlich und spröde wird. Zudem kann eine zunächst dunkelbraune Verfärbung der pigmentierten Flächen, gefolgt von mechanischen Beschädigungen (Risse) und schließlich Materialverlust (Löcherbildung) ausgelöst werden.

Zur Untersuchung dieser Phänomene werden Probekörper von Pergamenten, Tinten und deren Kombination hergestellt, indem ausschließlich mittelalterliche Rezepte und traditionelle Materialien benutzt werden, um den Originalen möglichst nahe zu kommen. Auf diese Weise wird es möglich, mittelalterliche Handschriften zu reproduzieren, welche im Labor einer beschleunigten künstlichen Alterung unterzogen werden, um den Einfluss der Zeit auf die Objekte und damit ihren Verfall zu simulieren. Dadurch können nicht nur die Faktoren und Quellen der Alterung identifiziert, sondern auch die chemischen Prozesse rekonstruiert werden, welche während der Alterung ablaufen.

Die Kombination aus nicht-invasiven Analysen, die mit verbindungsspezifischen Analysemethoden wie Fourier-Transformations-Infrarot- (FTIR) und Raman-Spektroskopie durchgeführt werden, sowie mikroinvasiven hochempfindlichen Techniken, wie der Elektronen-Paramagnetischen-Resonanz-Spektroskopie (EPR), stellt ein effektives Werkzeug zur Untersuchung von Abbauprozessen in proteinhaltigen Materialien dar. Diese Strategie ermöglicht die genauere Bewertung des Erhaltungszustands eines Objektes sowie eine effektivere und präzisere Konservierungsstrategie.