Nida Ghouse: The Labour of Listening
Vortrag von Autorin und Kuratorin Nida Ghouse, organisiert vom Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften.
Was wäre, wenn wir den Raum und die Zeit des Klangs, seine Lautstärke und seine Dauer als Mittel betrachten, um die Grenzen zwischen „Kunst“ und ihrem „Publikum“ neu zu begreifen? Könnte dies unser Verständnis von der Natur der „Ausstellung“ selbst verändern? Indem wir die Ausstellung als eine Gelegenheit für eine Versammlung von Zuhörer*innen betrachten, wollen wir in diesem Vortrag nicht das Medium Klang bei der Herstellung und Ausstellung von Kunst privilegieren - es geht nicht um die Kategorie der Klangkunst. Vielmehr soll die Vielstimmigkeit des Klangs - als Objekt, als Oberfläche, als Ereignis - aufgegriffen werden, um unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken, was die Arbeit des Zuhörens ist. Zuhören ist etwas, das wir nicht nur bei Tönen, sondern auch bei Bildern und Objekten sowie bei Technologie und Materie im Allgemeinen tun. Welche Körper- und Kulturtechniken sind in Praktiken des Zuhörens involviert? Wie werden sie durch Kunstwerke vermittelt, die selbst auf Dinge hören? Welche Art von Geschichte des Zuhörens könnten wir erzählen? Und was kann eine Ausstellung über das Zuhören sein?
Der Vortrag wird eine Reihe von unterschiedlichen, aber verwandten Fragen anhand von drei Ausstellungen nachzeichnen: A Slightly Curving Place im Haus der Kulturen der Welt in Berlin (2020), die fragte, was es bedeutet, der Vergangenheit und ihrer Abwesenheit zuzuhören, die bleibt; Shifting Center im Experimental Media and Performing Arts Center (EMPAC) in Troy (2023), das sich mit den akustischen Erbschaften zwischen dem kolonialen Museum und der zeitgenössischen Kunstgalerie beschäftigte; und Often enough I tried language, often enough I tried song, but they didn‘t hear you als Teil der Dystopia Biennale in Berlin (2024), die sich kuratorisch mit der Materialität der Unhörbarkeit als Mittel zur Konfrontation des Mediums Klang an seinen Grenzen befasste.