Troubling Research. Performing Knowledge in the Arts
Eine Ausstellung als Teil eines transdiziplinären Forschungsprojekts gefördert durch den WWTF im Rahmen des Art(s)&Sciences-Call; 2009
Öffnungszeiten: Di – So 10.00 – 18.00 Uhr, geschlossen 24. und 25.12.2011 / geöffnet 26.12.2011
Begrüßung und Einleitung | Andrea B. Braidt (Vizerektorin für Kunst | Forschung), Johanna Schaffer und Simonetta Ferfoglia (Troubling Research), Michaela Glanz (WWTF)
Teilnehmer_innen: Carola Dertnig, Teresa Maria Diaz Nerio, Diedrich Diederichsen, Simonetta Ferfoglia, Simone Forti, Patricia Grzonka, Ugo Guarino, Nina Herlitschka, Tom Holert, Carrie Lambert Beatty, Anita Moser, Gina Pane, Heinrich Pichler, Johannes Porsch, Nicole Sabella, Johanna Schaffer, Janine Maria Schneider, Stefanie Seibold,
Axel Stockburger, Tanja Widmann, Maria Ziegelböck
Performances : 01.12.2011, 19.00 h
Paino Climb: Nina Herlitschka
Display for live performance: Anna Kinbom
Am I my documentation: Nicole Sabella
Save as...: Janine Maria Schneider
Manchmal braucht man ein Label, das nicht unbedingt verortet, aber das man wie einen Schraubenzieher verwendet, um innerhalb von Institutionen etwas aufzumachen. (Simonetta Ferfoglia, gangart)
Versehen mit den Schlüsselbegriffen "arts-based research", "practice-led research" oder auch "artistic research" findet derzeit eine äußerst lebendige Auseinandersetzung über die Möglichkeiten und Bedingungen der Forschung im Feld der Kunst statt, die von den Transformationen der Bildungslandschaft im Zuge des Bologna-Prozesses begleitet und strukturiert wird. Zum einen schlägt sich dies in den jeweiligen postgradualen Programmen der Kunsthochschulen nieder. Parallel dazu sind Forschungsförderungsprogramme wie das Art(s) & Sciences Programm des WWTF und PEEK (Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste) des FWF eingerichtet worden. Mit dem neuen Universitätsgesetz von 2002 wurde die sogenannte "Entwicklung und Erschließung der Künste" der wissenschaftlichen Forschung gleichgesetzt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie diese Entwicklungen aus Sicht der künstlerischen Praxis zu verstehen und zu bewerten sind.
Die Ausstellung Troubling Research. Performing Knowledge in the Arts zeigt Ergebnisse von Untersuchungen, Diskussionen und anderen Prozessen, die im Rahmen eines vom WWTF geförderten gleichnamigen transdisziplinären Forschungsprojekts an der Akademie der bildenden Künste Wien stattgefunden haben. Die am Projekt beteiligten Künstler_innen und Theoretiker_innen verhandeln das institutionelle Begehren nach Kooperationen von Kunst und Wissenschaft und setzen die neue disziplinäre Formation, die sich unter Namen wie "künstlerische Forschung oder "arts-based research" derzeit an den Kunstuniversitäten etabliert, argumentativ-ästhetisch unter Druck.
Tom Holert untersucht die Genealogie des Konzepts Forschung in der Kunst der Nachkriegszeit, mit einem Schwerpunkt auf den 1960er und 1970er Jahren und dem Ziel einer historiografischen (Re)Konstruktion der aktuell eher ahistorisch geführten Diskurse zur Etablierung von "künstlerischer Forschung".
Der Forschungsbeitrag von Carola Dertnig konzentriert sich auf die spezifische Art des künstlerischen Erforschens von Performativität im Zusammenhang mit dem Judson Dance Theatre in New York zwischen 1962 und 1964. Im Herbst 2010 fand dazu das Symposium This sentence is now being performed sowie ein Workshop mit der amerikanischen Choreografin Simone Forti und Studierenden der Akademie statt, woraus für eine zusammenfassende Installation Beiträge gemeinsam mit Anita Moser, Nicole Sabella, Nina Herlitschka und Janine Maria Schneider erarbeitet wurden. Am 1. Dezember findet zudem ein Performanceabend statt.
Die Künstler_innengruppe gangart , bestehend aus Simonetta Ferfoglia und Heinrich Pichler, haben die italienische Antipsychiatriebewegung der 1970er Jahre, und im Speziellen die Arbeit des Künstlers Ugo Guarino zum Ausgangspunkt gewählt, um deren institutionskritische und partizipatorische Ansätze zu überprüfen und mit gegenwärtigen Tendenzen in Beziehung zu setzen.
Bei Stefanie Seibold steht die kritische Befragung der Performances von Gina Pane im Vordergrund; sie untersucht dabei vor allem die Bedeutung und Zugänglichkeit von (Bild-) Archiven, die Deutung ihrer Inhalte und die Bedeutungsproduktion durch Auswahl, Display und re-staging. Sie arbeitete für Teile des Projekts, das bereits im April an der Akademie als Installation präsentiert wurde, und der Ausstellung mit Patricia Grzonka, Teresa Maria Diaz Nerio und Maria Ziegelböck zusammen.
Johannes Porsch beschäftigt sich in Zusammenarbeit mit Tanja Widmann, Department of Reading (Sönke Hallmann und Inga Zimprich) und Karin Lischka mit Form und ästhetischer Erfahrung von künstlerischer Forschung im Zusammenhang institutionskritischer Settings. Dabei übersetzt er diskursive Dynamiken und Effekte der auf Edgar Allan Poes Der entwendete Brief beruhenden Texte von Jacques Lacan, über Jacques Derrida bis zu Barbara Johnston in ein Modell für die Erarbeitung visueller und performativer Strategien.
Der Beitrag von Axel Stockburger fokussiert auf die Produktion von spezifischem "Wissen" in popkulturellen Fangemeinschaften, wie sie sich derzeit in China im kulturellen Umfeld von Cosplay, Anime und Computerspielen darstellt.
Diedrich Diederichsen lenkt seine Aufmerksamkeit auf das von Search&Destroy in ReSearch umbenannte Punkfanzine und in diesem Zusammenhang auf die Frage, wie sich Dissens zwischen verschiedenen Werken und ästhetischen Strategien darstellt und organisiert.
Die Forschungsaktivitäten der einzelnen Projektpartner_innen werden wiederum zum Gegenstand für Johanna Schaffers Untersuchung; anhand von Interviews geht sie der Frage nach, was Begriff und Konzept der "künstlerischen Forschung" den einzelnen Beteiligten ermöglichen und ebenso, was dadurch verstellt und verunmöglicht wird.
Weitere Informationen: www.troublingresearch.net
Leihgeber_innen:
Galerie Krinzinger, Wien
Gemäldegalerie und
Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien