xposit / eins zwölf. Die Alumni-Ausstellungsreihe der Akademie der bildenden Künste Wien
Mit der neuen Alumni-Ausstellungsreihe xposit werden jedes Semester wechselnde Arbeiten von Absolvent_innen auf Empfehlung von Professor_innen der Akademie in den Rektoraten vorgestellt. Den Beginn machen die drei Künstler_innen: Sarah Kienpointner, Jörg Reissner, Anneliese Schrenk
Treffpunkt Büro der Rektorin, Raum M 5
Begrüßung: Eva Blimlinger
Einführung in das Werk von Jörg Reissner: Erwin Bohatsch
Büro der Vizerektorin Lehre | Nachwuchsförderung
Begrüßung: Karin Riegler
Einführung in das Werk von Anneliese Schrenk: Gunter Damisch
Büro Vizerektorin für Kunst | Forschung
Begrüßung: Andrea B. Braidt
Einführung in das Werk von Sarah Kienpointner: Mona Hahn
Anschließend: Erfrischungen
Sarah Kienpointner
Sarah Kienpointner, geboren in Hall in Tirol, Studium der bildenden Kunst bei Matthias Herrmann und Mona Hahn an der Akademie der bildenden Künste Wien, Abschluss 2011.
Sarah Kienpointner beschäftigt sich in Ihrer Arbeit "BAYWATSH - Teilw. Ohne Ton" mit Beschriftungsgewohnheiten von Videokassetten. Ihre Sammlung besteht mittlerweile aus über 400 VHS-Bändern und kann als Hommage an ein fast verschwundenes Zeitphänomen betrachtet werden. Der Fokus liegt dabei auf jenen 30 cm2 großen Etiketten, die von den Besitzer_innen individuell beschriftet wurden. Neben formalen Merkmalen wie aufgeklebten Ausschnitten aus Programmzeitschriften oder besonders sorgfältigen Handschriften spielen auch die durch das geschriebene Wort transportierte Information und die hervorgerufenen Assoziationen eine wesentliche Rolle. So findet man auf den Kassettenetiketten die Skizzierung einer ganzen Filmepoche, akribisch aufgezeichnete Beiträge sowie vergessen geglaubte Shows und kryptische Vermerke. Lautmalerische Rechtschreibfehler wie "Ice Wide Shot" oder Filmkombinationen wie "Auf den Schwingen des Todes" auf demselben Tape mit "Der Sinn des Lebens" sind die humoristischen Spitzen der Arbeit, die uns nostalgisch an das 20. Jahrhundert
denken lässt.
Die Arbeit besteht aus sechs großformatigen Fotografien und einer Publikation, in der die Künstlerin das gesamte Archiv der kuriosen Kassetten abbildet. Die Videokassetten wurden mit einem Flachbettscanner abgetastet, anschließend bearbeitet und maßstabsgetreu abgedruckt.
Die gewählte Form der Abbildung verweist auf die digitale Aufarbeitung von analogen Archiven und Zeitdokumenten und bedient sich einer nüchternen seriellen Darstellungsweise im dokumentarischen Stil.
Jörg Reissner
Jörg Reissner, geboren 1984 im Vinschgau (Italien), Studium der bildenden Kunst bei Erwin Bohatsch an der Akademie der bildenden Künste Wien, Abschluss 2010.
Reduktion und Konzentration
Die Auseinandersetzung mit Raum und Fläche ist ein zentrales Thema im Werk von Jörg Reissner. Seine Bilder entstehen als Überlagerung von Fotografien und Farbflächen. Indem der Künstler Raumsituationen aus seinem Umfeld fotografiert und mit geometrischen Formen aus
verschiedenen Farbschichten kombiniert, schafft er eine Ebene auf welcher die Räumlichkeit fragmentarisch untersucht und neu definiert werden kann.
Kleine Unebenheiten wie ein Farbtropfen hier oder eine nicht vollständig ausgefüllte Fläche dort, verstärken die Dynamik der Arbeiten und kennzeichnen sie als Darstellung von malerischen Momenten auf einem flachen Untergrund während das Bild zugleich als dreidimensionales Objekt im Raum sichtbar gemacht wird.
www.joergreissner.com
Anneliese Schrenk
Anneliese Schrenk, geboren 1974 in Weiz (Österreich), Studium der bildenden Kunst bei Gunter Damisch (2002-09), Veronika Dirnhofer (2003-09) und Otto Zitko (2007) an der Akademie der bildenden Künste Wien, Abschluss 2009.
Auf den ersten Blick wirken die Werke von Anneliese Schrenk wie monochrome Farbfelder in reduziertem Kolorit. Doch rasch stellt sich ein Flimmern ein, die Flächen sind alles andere als eintönig. Eine Textur wird erkennbar auf der das Licht reflektiert, sich das Schwarz entfaltet und Grün-, Grau- und Lilatöne durchscheinen. Bei genauerer Betrachtung ist es die Beschaffenheit des Untergrunds, der die Bilder zum Leben erweckt. Der Effekt entsteht durch die Materialwahl: Anneliese Schrenk nutzt zum Beispiel Leder als Bildträger und arbeitet mit Beize, Säure und Schuhpaste.
Die von der Künstlerin verwendeten Leder werden von Firmen als "Ausstoßhäute" bezeichnet,sie sind für den Verkauf nicht lukrativ, da sie zu viele Naturmerkmale aufweisen. Eben dieser Umstand macht das Material für Schrenk so interessant. Das Leder selbst beinhaltet bereits
Zeichnungen, die im Lauf des Lebens der Tiere entstanden sind, weitere Spuren entstehen im Verarbeitungsprozess zum Beispiel beim Gerben, Schleifen und Färben. Die Künstlerin spannt das Leder mit der maximalen Größe der jeweiligen Haut auf rechtwinklige Keilrahmen und platziert sie wie Leinwände an der Wand. Während sie das Leder für die Arbeit Haut gebogen 1 , die sich von der Wand abhebt und in den Raum ragt, nicht weiter verarbeitet hat, geht sie in Säure 4 noch einen Schritt weiter. Durch die Behandlung mit Salpetersäure zieht sich das Leder zusammen, wird porös und die zerbrechliche Oberfläche bildet ein zartes Relief.
Auch in ihren Papierarbeiten Frottage/Schillerplatz3/Raum 113 macht Schrenk Spuren sichtbar. Der Titel verrät es, hier stellt sie die Haut der Akademie selbst dar. Indem sie das Papier an der Wand mit Graphit abreibt und die Oberflächenstruktur mit Schuhpaste fixiert, schafft sie ein künstlerisches Abbild Ihres Studienortes.
http://www.annelieseschrenk.com