ÜBERSCHREITEN UND ÜBEREIGNEN | Urbane Dramaturgien-, kuratorische Praxen, erweiterte Räume
Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes Architektur und Raum für die Aufführungskünste: Entwicklungen seit den 1960er Jahren . In Kooperation mit brut, gfzk Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Schauspielhaus Wien.
Eintritt frei – Anmeldung erforderlich (begrenzte Platzzahl): www.schauspielhaus.at/konferenz_anmeldung
Die Konferenz wird komplett gestreamt werden. (Zoom-Link nach Registrierung)
Wie lassen sich künstlerische und kuratorische Strategien entwickeln, die die (Stadt)Gesellschaft in neuer Weise involvieren? Welche neuen Praktiken können die monokünstlerisch ausgerichteten Häuser für den Prozess des Überschreitens von Spartengrenzen und institutionellen Festschreibungen öffnen? Wie können sie sich in und mit der Stadt bewegen? Wie können Entscheidungen und Verantwortung neu und anders geteilt werden? Wie und wo werden Formen der Zusammenarbeit erprobt, welche die Künste genauso umfassen wie andere Wissensfelder und stadtgesellschaftliche Anliegen? Wie finden urbane Kulturinstitutionen und selbstkonstituierte Räume ebenso wie Initiativen jenseits der städtischen Zentren in Kommunikation mit Akteur_innen neue Programmatiken und Formen der Zusammenarbeit? Die Konferenz versammelt Beiträge von Künstler:innen, Theoretiker_innen, Kurator_innen, Dramaturg_innen und Intendant_innen und eröffnet das Gespräch zu diesen Fragen.
Mit: Athena Athanasiou (Panteion Universität für Sozial- und Politikwissenschaften Athen), Regina Bittner (Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau), Giovanna Bolliger , Tomas Schweigen & Stephan Weber (Schauspielhaus Wien), Naomi Bueno de Mesquita (researcher in performing arts), Barbara Büscher (Hochschule für Musik und Theater Leipzig), Iris Dressler (Württembergischer Kunstverein Stuttgart), Olivia Ebert & Martín Valdés-Stauber (Münchner Kammerspiele), Katalin Erdödi (Kuratorin & Dramaturgin, Wien/Budapest), Isabel Maria Finkenberger (STUDIO if+. Büro für Stadtentwicklung und räumliche Transformation, Köln), Ludwig Haugk & Christine Leyerle (OSTEN – Festival in Bitterfeld), Kira Kirsch (brut Wien), Megha Kono-Patel (Schauspiel Dort- mund), Elke Krasny (Akademie der bildenden Künste Wien), Britta Peters (Urbane Künste Ruhr, Bochum), Sarah Reimann (Hebbel am Ufer/HAU 4, Berlin), Julia Schäfer (Galerie für zeitgenössische Kunst, Leipzig), Kathrin Tiedemann (Forum Freies Theater Düsseldorf (FFT)), Margarita Tsomou (Hochschule Osnabrück, Hebbel am Ufer/HAU, Berlin), Françoise Vergès (political theorist, feminist decolonial activist)
Donnerstag, 18.11. (Schauspielhaus Wien)
16.00 Uhr Einlass ins Schauspielhaus Hotel
Das Schauspielhaus Wien wurde (innen)architektonisch radikal verändert und das gesamte Gebäude wird anders bespielt. Es ist für fünf Monate ein neuer künstlerischer Begegnungsort, ein Schauspielhaus , eine Herberge, ein Hotel. Genauer gesagt: Kein Hotel. Irgendetwas dazwischen.
17.30 Uhr Eröffnung der Konferenz Teil 2
18.00-19.00 Uhr
Françoise Vergès (political theorist, feminist decolonial activist): Decolonizing the Western public space is an antiracist and decolonial feminist act
19:00-20:00 Uhr
Athena Athanasiou (Panteion Universität für Sozial- und Politikwissenschaften Athen): Counterpublic performativity for critical presents
Im Anschluss: Schauspielhaus Hotel (Performances, Ausstellungen, work-in-progress) und Restaurant USUS geöffnet bis ca. 22 Uhr
Freitag, 19.11. (Schauspielhaus Wien)
10.00 Uhr Einlass
10.15 Uhr Begrüßung und Intro
10.30-11.15 Uhr
Olivia Ebert & Martín Valdés-Stauber (Dramaturg:innen Münchner Kammerspiele): Stadttheater zwischen Kunstlabor und Parlament
11.30-12.15 Uhr
Megha Kono-Patel (Stadtdramaturgin Theater Dortmund): Imaginationen einer Stadt
12.15-14.00 Uhr Mittagspause
14.00-14.45 Uhr
Margarita Tsomou (HAU Hebbel am Ufer Berlin, Hochschule Osnabrück): Versammlungen in der planetarischen Krise
15.00-15.45 Uhr
Naomi Bueno de Mesquita (researcher in performing arts): Multiple Performative Mapping
16.15-17.00 Uhr
In Company – Workout mit Olivia Hyunsin Kim
17.15-18.00 Uhr
Rundgang durch das Schauspielhaus Hotel mit Tomas Schweigen (Künstlerischer Leiter) und Ausstatter_innen-Team Giovanna Bolliger und Stephan Weber
Ab 18.00 Uhr-ca. 22.00 Uhr
Programm im Schauspielhaus Hotel (u. a. von und mit Miroslava Svolikova, The Smallest Theatre in the World, Hotel-Radio von Tomas Schweigen & Ensemble, Aufstand aus der Küche und künstlerisches Forschungslabor zu Ressourcen und Care in der Kunstpraxis von Studierenden der Akademie der bildenden Künste Wien)
Samstag 20.11. (brut nordwest)
10.30 Uhr Einlass
10.45 Uhr Begrüßung und Intro
11.00-12.30 Uhr
Temporäre Orte, neue Räume und andere Akteur_innen? – Panel mit Kira Kirsch (brut Wien), Sarah Reimann (HAU Hebbel am Ufer/HAU4, Berlin) und Kathrin Tiedemann (FFT (Forum Freies Theater), Düsseldorf)
12.45-13.30 Uhr
Barbara Büscher (Hochschule für Musik und Theater Leipzig): Schwellen, Zwischenräume und Verbindungswege ... Orte der Kunst und Kultur in Transformation. Beobachtungen aus einem Forschungsprojekt
13.30-15.00 Uhr Mittagspause
15.00-16.00 Uhr
Michael Hieslmair & Michael Zinganel (Tracing Spaces): Excavations of Lost Memories. Künstlerische Ausgrabungsarbeiten am Wiener Nordwestbahnhof
19.00 Uhr Programmhinweis (brut nordwest und online)
Architectures of hospitality . Gesellschaftsspiele. The Art of Assembly XI
Mit: Merve Bedir, Benjamin Foerster-Baldenius / raumlabor berlin und Marina Otero Verzier
Moderation: Florian Malzacher
Françoise Vergès
Decolonizing the Western public space is an antiracist and decolonial feminist act
European cities like Paris, Rome, Venice, or Vienna are background for romantic images and narratives, London offers a background for histories of business and empire, Berlin for the Cold war and artists’ heaven... Behind these narratives, all these cities share a hostile environment for migrants, homeless, refugees, trans, sex workers, Blacks, Muslims, decolonial feminists, antiracists, the poor. Statues, monuments, billboards, names of streets, contribute to the making of a racial, gendered, social segregation of the cities. In this contribution, Françoise Vergès will present one of these »hostile environments«, what she calls the »colonial triangle« in Paris at La Porte Dorée and trace its links to current hostile environments.
Françoise Vergès is a public educator, decolonial feminist activist and independent curator. She grew up in Reunion Island in an anticolonial, feminist communist family, worked in France as a journalist in anti-imperialist and feminist journals, and got her Ph.D. in Political Theory, Berkeley (1995). Most recent publication: Une théorie féministe de la violence (2020)
Athena Athanasiou
Counterpublic performativity for critical presents
This paper seeks to think through and beyond the normalized order of presentness as it has been imposed by the distinct but overlapping neoliberal and neoconservative orders. It points to ways of affective knowledge production through which worldmaking is envisioned and performed – in outrage and in grief, in hope and in despair – and the possibility of breathing opens up in light of racialized, gendered, and classed privatized exhaustion. This struggle to make life bearable and breathable in our current presents involves the collective work of reimagining, recuperating, and reinhabiting inchoate places and times from where to engage, again and again, in practices of challenging normative configurations, of countering institutionalized injustice, and of organizing in different, more just and equal, ways.
Athena Athanasiou is Professor of Social Anthropology at Panteion University of Social and Political Sciences (Athens, Greece). She is the Director of the Laboratory of Anthropological Research and Dean of the Faculty of Social Sciences. Among her publications are the books: Agonistic Mourning: Political Dissidence and the Women in Black (2017); Deconstructing the Empire: Theory and Politics of Postcolonial Studies (2016); Dispossession: The Performative in the Political« (with Judith Butler, 2013); Crisis as a 'State of Exception' (2012). She is a member of the editorial advisory board of several journals (Critical Times, Feminist Formations, Journal of Greek Media and Culture, and others).
Olivia Ebert & Martín Valdés-Stauber
Stadttheater zwischen Kunstlabor und Parlament
Wie lässt sich im Nebeneinander ein Zueinander finden? Wie können wir unwahrscheinliche Begegnungen wahrscheinlich machen? Als Ort gesellschaftlicher Selbstbeschreibung speisen die Münchner Kammerspiele ihre analogen und digitalen Spielpläne aus vielfältigsten künstlerischen und zivilgesellschaftlichen Allianzen.
Welche Annahmen über die Stadt trifft ein Stadttheater? Wie kann eine öffentliche Institution fortlaufend seine Zugänglichkeit hinterfragen, um dem Gemeinwohl aller verpflichtet zu sein? Welche Formate sind vonnöten, um vielstimmige Ästhetiken miteinander ins Gespräch zu bringen? Wie lässt sich weiter an der Demokratisierung des Theaters und seinen digitalen und analogen Räumen und Ressourcen arbeiten? Und wo und wie können wir (trotz Kontaktbeschränkungen) ästhetische und politische Räume öffnen und gemeinsam mit den Erfahrungen, Sprachen und Seinsweisen möglichst Vieler gestalten?
Diese Fragen sollen anhand verschiedener Langzeitprojekte der Kammerspiele diskutiert werden, darunter der Habibi Kiosk, die translokalen »Sisterhoods« sowie das Stadtprojekt »What is the City?«.
Olivia Ebert studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Kunstgeschichte in Frankfurt und Aberystwyth/Wales. Nach dem Studium arbeitete sie als Dramaturgin, Kuratorin und Künstlerische Produktionsleiterin im Kontext der freien darstellenden Künste, unter anderem am Künstlerhaus Mousonturm, sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Theaterwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt. Zuletzt war sie gemeinsam mit Fanti Baum die Künstlerische Leitung des freien Theaterfestivals Favoriten 2018 und 2020 in Dortmund und kuratierte das Theaterfestival Schwindelfrei 2020 in Mannheim. Seit Oktober 2020 ist sie Dramaturgin an den Münchner Kammerspielen und hat dort bisher u.a. ein Residenzprogramm für künstlerische Forschung im Stadtraum initiiert.
Martín Valdés-Stauber studierte Soziologie und Wirtschaftswissenschaften in München, Friedrichshafen, Berkeley und Cambridge. Seit 2017 ist er an den Münchner Kammerspielen und befasst sich dort als Soziologe und Dramaturg u.a. mit der Verschränkung von künstlerischem, literarischem und soziologischem Wissen über die Stadt. Künstlerische Arbeitsbeziehungen verbinden ihn u.a. mit Rabih Mroué, Marlene Monteiro Freitas, Prodromos Tsinikoris, Philippe Quesne, Rimini Protokoll (Stefan Kaegi), Marco Layera und Milo Rau. Seit 2020 ist Martín Valdés-Stauber ehrenamtlich Beauftragter für Offene Gesellschaft in seiner Heimatstadt Kaufbeuren.
Megha Kono-Patel
Imaginationen einer Stadt
Das Sprechen über Stadt an Institutionen funktioniert in derselben Logik wie Diskurse über Partizipation und über »Dritte Orte«. Ausgeschlossene sollen eingeladen werden.
Die Einladung wird dabei auf die Konsumption der entwickelten Produkte limitiert. Was bedeutet es aber marginalisierte Perspektiven tatsächlich als Sprecher_innen der Stadt einzuladen? Mit dieser zentralen Frage etabliert die Stadtdramaturgie des Schauspiel Dortmund eine alternative Praxis.
Megha Kono-Patel hat in Heidelberg Literaturwissenschaft und Bildungswissenschaft studiert. Sie hat bisher wissenschaftlich, kuratorisch, künstlerisch, pädagogisch, dramaturgisch, organisatorisch, lehrend in Heidelberg, Madurai, Kofordua, Yaoundé, Berlin, Wuppertal und Dortmund gearbeitet. Die Arbeit der Stadtdramaturgin am Schauspiel Dortmund sieht sie als Verbindung all ihrer bisherigen beruflichen Praktiken.
Margarita Tsomou
Versammlungen in der planetarischen Krise
Was bedeutet es Räume der sozialen Versammlung herzustellen im Kontext einer planetarischen Krise? Welche Begegnung schafft eine Pandemie, eine Flutkatastrophe oder ein Waldbrand und was könnten daraus erwachsende Praktiken für ein Kuratieren im »Ecocide« sein? Was wären Räume der Begegnung zwischen heterogenen Milieus in urbanen Nachbarschaften unter Einbeziehung ökologischer Faktoren und technologischer Netzwerke?
Margarita Tsomou ist Kulturwissenschaftlerin und arbeitet von Berlin aus als Autorin, Dramaturgin, Moderatorin, Kuratorin und Professorin. Sie hat 2008 das popfeministische Missy Magazine mitgegründet, ist Kuratorin für Theorie und Diskurs am HAU Hebbel am Ufer in Berlin und Professorin für Zeitgenössische Theaterpraxis an der Hochschule Osnabrück. Zwei ihrer jüngsten kuratorischen Arbeiten sind z.B. die Reihe Burning Futures: On Ecologies of Existence im HAU-Hebbel am Ufer und die Veranstaltungsreihe der Apatride Society im diskursiven Programm von Paul B. Preciado der Documenta 14.
Naomi Bueno de Mesquita
Multiple Performative Mapping
The capacities of mapping practices and their mediating and processual qualities as a condition for participation in the public domain are discussed. Through presenting two self-designed map apps, Bueno de Mesquita points to the politics of mapping in its ability to create linkages between different (private and public) realms and for its affordances to juxtapose, confront, and mediate public (space) issues. She furthermore discusses how hosting institutions and the urban realm are complexly linked through her work, beyond the confines of citizenship as defining structure of belonging.
Naomi Bueno de Mesquita is an interdisciplinary design researcher, PhD candidate and design educator interested in the intersection of design and social sciences. After completing a Bachelor in Architectural Design from Gerrit Rietveld Academy (The Netherlands) and a Master in Design from Pompeu Fabra University (Spain), she gained valuable experience as a design researcher in the Marie-Curie Early Stage Research for the European program TRADERS (Training art and design researchers for participation in public space) at Design Academy Eindhoven and contributed to the development of a methodological framework to guide future designers/architects/urbanists in participatory and public space contexts.
Olivia Hyunsin Kim
In Company
Workout | Tanz | Live aus Istanbul
Olivia Hyunsin Kim richtet als Gastgeberin für die Konferenzteilnehmer_innen im Schauspielhaus Hotel-Saal ein Workout aus. Dafür wird sie live aus Istanbul zugeschaltet, wo sie zurzeit Residenzkünstlerin an der Kulturakademie Tarabya ist.
Olivia Hyunsin Kim arbeitet als Choreografin, Performerin und Kuratorin in Berlin, Frankfurt und Seoul. Als Gründerin des Netzwerks ddanddarakim arbeitet sie in unterschiedlichen Konstellationen mit Künstler_innen diverser Disziplinen zusammen. Sie kreieren Projekte, die sich durch multiple Erzählweisen und hybride Geschichten auszeichnen und sich meist mit Postkolonialismus und intersektionalem Feminismus beschäftigen. Olivia Hyunsin Kim entwickelt außerdem partizipative Projekte wie das Tanzkaraoke-Format Danceoke: Everybody Danceoke oder das mehrteilige Video Tutorial ACTIVITY CHALLENGE for kids (and adults as she found out later), welches sie während des Lockdowns entwickelte und online anbot.
Giovanna Bolliger, Tomas Schweigen & Stephan Weber
Rundgang durch das Schauspielhaus Hotel
Das Schauspielhaus Wien wurde (innen)architektonisch radikal verändert und das gesamte Gebäude wird anders bespielt. Es ist für fünf Monate ein neuer künstlerischer Begegnungsort, ein Schauspielhaus , eine Herberge, ein Hotel. Genauer gesagt: Kein Hotel. Irgendetwas dazwischen.
Das Ausstatter_innen-Team Giovanna Bolliger und Stephan Weber gibt einen Einblick in das Konzept und ihre räumliche Umgestaltung des Schauspielhaus Wien.
Giovanna Bolliger studierte in Bern Visuelle Kommunikation. Seit 2015 gehört sie zum künsterischen Team am Schauspielhaus Wien, wo sie nicht nur für die Grafik verantwortlich zeichnet, Illustrationen und Visuals entwirft, sondern auch als Bühnen- und Kostümbildnerin arbeitet.
Tomas Schweigen ist seit 2015 Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Schauspielhaus Wien. Von 2012 bis 2015 war er Co-Schauspieldirektor am Theater Basel. Er studierte zunächst Theaterwissenschaft, Germanistik, schließlich Schauspiel in Wien und ab 2000 Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. 2004 gründete er in Zürich die Kompagnie Far A Day Cage (FADC). Seitdem Inszenierungen sowohl in der freien Szene wie auch an Stadt- und Staatstheatern.
Stephan Weber studierte Bühnenbild an der Norwegischen Theater Akademie in Fredrikstad. Diverse Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildner führten ihn an Bühnen in Norwegen, Deutschland, Portugal und der Schweiz. Er arbeitete als Ausstatter fürs Schweizer Fernsehen und ist seit 2005 Mitglied von Far A Day Cage (FADC). Ihn verbindet eine enge Zusammenarbeit mit Tomas Schweigen. Seit 2015 gehört er zum künstlerischen Team des Schauspielhaus Wien.
From nowhere to now-here – Ressourcen und Care in der Kunstpraxis
Rauminstallation | Performance
Welche Ressourcen, welche Räumlichkeiten, welche Formen von Unterstützung brauchen und wünschen sich angehende Künstler_innen? Wie kann der Dialog zu diesen Themen durch installative und performative Strategien gefördert werden?
From nowhere to now-here wird ein mehrtägiges künstlerisches Forschungslabor, ein Ort für Austausch und Aktionen, im Schauspielhaus Hotel-Zimmer 205. Studierende der Akademie der bildenden Künste Wien, begleitet von Joonas Lahtinen (Fachbereich Kunst und Bildung, Institut für das künstlerische Lehramt), entwickeln eine Rauminstallation, die die Besucher_innen einlädt, Einblick in Ziele und Herausforderungen angehender Künstler_innen und Kunststudierender zu bekommen und durch partizipative Angebote auch ihre eigenen Inputs zu geben.
Mitwirkende: Carmen Kalata, Sára Nagy, Julia Schmid u.v.m., begleitet von Joonas Lahtinen (Akademie der bildenden Künste Wien)
Kira Kirsch, Sarah Reimann & Kathrin Tiedemann
Temporäre Orte, neue Räume und andere Akteur_innen? – Panel
Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung haben die Erweiterung von institutionellen und räumlichen Infrastrukturen ebenso forciert wie unterdrückt und Perspektivwechsel ermöglicht: in Hinblick auf das Arbeiten mit und in der Stadt, auf die Etablierung neuer Orte und auf die Durchsetzung des digitalen Raums als gleichwertigen Bühnenraum. Gleichzeitig ist der Spiel-Raum in Großstädten und Metropolen den wirtschaftlich geprägten Stadtentwicklungsprozessen unterworfen.
Wie, wann und wozu entstehen neue Orte und wann sind sie wieder verschwunden? Wer sind die Adressat_innen und Akteur_innen solcher Prozesse? Wie und wo bilden sich Gemeinschaften? Welche Formen neuer Netzwerke, der Kompliz_innenschaft braucht es? Welche Aufgaben haben die Produktionshäuser der freien Szene?
Kira Kirsch ist seit 2015 künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des brut in Wien, Produktions- und Spielstätte für die freie österreichische und internationale Theater-, Performance- und Tanzszene. Von 2007-2015 war sie Dramaturgin bzw. Leitende Dramaturgin und Kuratorin des Gegenwartskunstfestivals steirischer herbst in Graz.
Sarah Reimann hat Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig und Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert. Nach verschiedenen Stationen als freie Dramaturgin arbeitet sie seit 2012 am HAU Hebbel am Ufer, mittlerweile als Dramaturgin und Kuratorin für HAU4.
Kathrin Tiedemann , Dramaturgin, ist seit 2004 künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des FFT. Das FFT (Forum Freies Theater) ist ein deutschlandweit und international agierendes Produktionshaus für freie darstellende Künste. Sie ist Mitherausgeberin der Reihe Postdramatisches Theater in Portraits , die seit 2020 im Auftrag der Kunststiftung NRW im Alexander Verlag Berlin erscheint.
Barbara Büscher
Schwellen, Zwischenräume und Verbindungswege ... Orte der Kunst und Kultur in Transformation. Beobachtungen aus einem Forschungsprojekt
Das Forschungsprojekt Architektur und Raum für die Aufführungskünste untersuchte Theater, Produktionshäuser sowie temporäre Projekte auf den Zusammenhang zwischen Architektur, Schau- bzw. Spielanordnung und kuratorischer Programmatik. In seiner zweiten Phase konzentrieren wir uns auf Umnutzungen ehemaliger Industriebauten und die Prozesse deren (künstlerischer) Aneignung. Und wir widmen uns den Versuchen, in unterschiedlichen Konstellationen Kunstorte in die Stadtgesellschaft zu öffnen – ausgehend von Stadttheatern und Museen/Galerien wie von der freien Szene, aber auch als urbane Praxis in Kooperation von Künstler_innen, Stadtplaner_innen und Architekt_innen. Zeichnen sich in diesem recht weit gezogenen Feld Projekte und Initiativen ab, die monokünstlerisch ausgerichteten Kunstorte anders zu entwickeln? Und was würde das für die Räume und Architekturen solcher Orte bedeuten?
Barbara Büscher ist Professorin für Medientheorie/-geschichte und Intermedialität an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig. Seit 2017 leitet sie gemeinsam mit Prof. Dr. Annette Menting (HTWK Leipzig) das Forschungsprojekt Architektur und Raum für die Aufführungskünste: Entwicklungen seit den 1960er Jahren (gefördert von der DFG), das ab Mitte 2021 in einer zweiten Phase mit dem Untertitel Häuser und Orte künstlerisch-kultureller Mischnutzungen – Zugänglichkeit, Programmierung und erweiterte Szenografien fortgeführt wird. Sie ist Initiatorin und Mitherausgeberin des Online-Journals MAP media – archive – performance, www.perfomap.de
Michael Hieslmair und Zinganel (Tracing Spaces):
Excavations of Lost Memories.
Künstlerische Ausgrabungsarbeiten am Wiener Nordwestbahnhof
Das »Museum Nordwestbahnhof« dient Tracing Spaces vor Ort als mehrjähriges stationäres ethnografisches Sammelgefäß und Vermittlungsmedium von Artefakten und Narrationen zur Geschichte des Nordwestbahnhofs. Es dient aber auch als Legitimation und Ausgangspunkt einer leisen mittelfristig angelegten Raumaneignung auf diesem letzten innerstädtischen Logistikknoten von Wien, der demnächst einem Wohnquartier wird weichen müssen.
Tracing Spaces demonstrieren ihre Methoden anhand einer Führung zu künstlerischen Interventionen am weitläufigen Areal, die jeweils unterschiedliche verdrängte Schichten, bauliche Transformation und soziale Überformungen »freilegen«: von den Fischpopulationen, die in den 1860er Jahren der Industrialisierung zum Opfer fielen, über die NS-Propaganda Ausstellung »Der ewige Jude« von 1938, die in Deportation und Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung endete.
Michael Hieslmair & Michael Zinganel (Tracing Spaces) arbeiten an Forschungsprojekten und künstlerische Interventionen im und über öffentlichen Raum, sowie an Ausstellungen, Publikationen und Vermittlungsformaten über Architektur, Stadt und transnationale Mobilität(en). Seit 2015 betreibt Tracing Spaces einen Projektraum am Nordwestbahnhof wo eingebettet das soziale Milieu der Logistiklandschaft sukzessive eine mehrschichtige multimediale Kartografie hier tätiger Akteur_innen und Unternehmen erstellt wurde.