Beziehungsanalysen. Bildende Künste in Westdeutschland nach 1945 – Akteure, Institutionen, Ausstellungen und Kontexte
Vortrag von Gerhard Panzer (Dresden) im Rahmen der Ringvorlesung Kunstfeld, Kunstwelt, Kunstsystem – Kunstsoziologie Heute | Organisiert von Jens Kastner
Ab den fünfziger Jahren entstand in Westdeutschland mit der neu geschaffenen documenta allmählich das Bild einer eigenständigen „Westkunst“. Unter neuen politischen Rahmenbedingungen bewegte sich die Kunstwelt zwischen Versuchen, an Vorkriegstraditionen anzuknüpfen und sich zu modernisieren. Es kanonisierten sich abstrakte Gegenwartstendenzen, welche in der Gegensatzspannung zum Osten zunehmend politisch instrumentalisiert wurden. Von den Zeitgenossen schon kontrovers diskutiert, wird diese Phase der Kunstentwicklung bis heute unterschiedlich bewertet. Der Vortrag stellt den Sammelband vor, der historisch-empirische Analysen vorlegt, die die Beziehungsgeflechte in der damaligen Kunstwelt und deren strukturbildende, dynamische Vernetzung mit der Gesellschaft untersuchen, wobei die sozialen Träger dieser Erfolgsgeschichte im Mittelpunkt stehen.
Kunstfeld, Kunstwelt, Kunstsystem – Kunstsoziologie Heute
Eine Ringvorlesung am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften | Organisiert von Jens Kastner
Auch wissenschaftliche Subdisziplinen haben ihre Konjunkturen. Der Kunstsoziologie im deutschsprachigen Raum kann ab den späten 1970er Jahren durchaus eine bis in die nahe Gegenwart hineinreichende Flaute nachgesagt werden. Der letzte Sammelband mit dem Titel „Klassiker der Kunstsoziologie“ (hgg. von Alphons Silbermann) stammt von 1979, über einen „Arbeitskreis Soziologie der Künste“ verfügt die Deutsche Gesellschaft für Soziologie überhaupt erst seit 2010. Mittlerweile aber ist ein deutlicher Aufwärtstrend zu verzeichnen, und zwar sowohl hinsichtlich empirischer Studien wie auch in puncto Theorie. Und wie bei allen Neuerungen werden bewährte Modelle teils beibehalten – Bourdieus „Kunstfeld“ vielleicht noch mehr als Luhmanns „Kunstsystem“ und Beckers „Kunstwelt“ –, teils verschwinden sie in der Vergessenheit (wie etwa Hanna Deinhards Ansatz und ihre eigentlich nach wie vor treffende Rede von der „Prestigepflicht“ in der Kunst). Lässt sich mit Adorno und Arnold Hauser noch etwas anfangen? Und apropos: Wie steht es mit dem Verhältnis von der Kunstsoziologie zur Kritik? Und warum konsolidiert sich so ein Sozialwissenschaftszweig wie die Kunstsoziologie gerade zu einer Zeit, in der die kulturwissenschaftliche Auffächerung in Visual Studies, künstlerische Forschung und andere Spezialbereiche alte Disziplingrenzen eher hinfällig erscheinen lässt? Fragen über Fragen, die über Einblicke in aktuelle Forschungen und Positionen in der anstehenden Ringvorlesung von einigen Expertinnen und Experten beantwortet werden sollen.
Bislang trugen in der Reihe vor: Ulf Wuggenig, Dagmar Danko, Sophia Prinz, Roswitha Breckner und Valerie Moser.