Akademie der bildenden Künste Wien im Europe House London

Antonia Wagner-Strauss

Antonia Wagner-Strauss legt den Fokus ihrer künstlerischen Arbeit auf Repräsentationen des Körpers in Dialog mit dem Medium Fotografie. In verschiedenen Arbeitsprozessen inszeniert die Künstlerin ihren eigenen Körper als Werkzeug und Projektionsfläche, um über oppressive Gesellschaftsstrukturen zu reflektieren und instabile Konzepte wie Identität, Körper und Gender zu hinterfragen. Um die Möglichkeiten der Darstellungsformen von Körpern zu erweitern, ersetzt sie diese durch skulpturale Objekte und assoziiert damit die Skulpturalität von Körper und Fotografie.

In ihrer fotografischen Arbeit Traces on the Ground - Manifestation of a Body in a Place, 2016, konzipiert für die Ausstellung in der 12 Star Gallery, wurden drei rote Marmorwürfel auf einem Feld verteilt. Die Würfel symbolisieren Reste des - schlussendlich misslungenen - Prozesses ein Territorium oder eine Grenze mit Steinen zu markieren. Sie sind verkörperte Spuren, die an vermisste Körper, ruhelose Bewegungen durch Landschaften und Migrationen erinnern. Der repräsentierte Körper ist fragmentiert, gespalten und verteilt sich an verschiedene Orte.

Die Künstlerin arbeitet oft mit gegensätzlichen Elementen. Harte, rohe oder industrielle Werkstoffe treffen auf organische, zarte Materie. Diese Ambiguität erzeugt einen Zustand ermächtigter, materialisierter Körperlichkeit.

Sophia Hatwagner

In ihrer Installation für die 12 Star Gallery widmet sich Sophia Hatwagner den Bedingungen kollektiver Wahrnehmungen. Hierbei stehen Elemente aus  persönlichen, historischen und medienbezogenen Erfahrungen im Mittelpunkt. Der Ausstellungsraum wird für sie zum Rohmaterial, dessen spezifischen inhärente Elemente und Strukturen in der künstlerischen Arbeit sichtbar werden. Sophia Hatwagners ortsgebundene Praxis akzentuiert das Zusammentreffen von verschiedenen Räumen in einem physischen Raum. Im Ausstellungsraum überschneiden sich imaginäre soziale und politische Räume. In der Ausstellungssituation werden diese durch einen ephemeren, performativen Raum erweitert.

Die Installation in der 12 Star Gallery rückt Bilder in den Fokus, die soziale Identität erst generieren wie beispielsweise die ikonische Darstellung der 12 goldenen Sterne auf blauem Hintergrund. Dieses bekannte Symbol - stets als Repräsentation von kollektiver Identität für alle Mitglieder der Europäischen Union gehandelt – verweist gegenwärtig auf die virulente Krise der europäischen Identität. Die einzelnen Nationen der Union beschreiben und regeln ihren internen Zusammenhalt in einem hohem Maße durch Erzählungen - jedoch fehlen der imaginierten Gemeinschaft Europa, Symbole und historischen Hintergründe auf einer supranationaler Ebene.

Eine europäische Gemeinschaft, deren Identität ausschließlich auf ökonomischem Erfolg basiert, stößt schnell an ihre Grenzen, sobald eine Krise diese Erzählungen stört. Rituale und Symbole sollen und sollten die Nationen der EU auf visueller Ebene zusammenführen, jedoch stellt sich die Frage, ob dies in Form von Fahnen, Briefmarken, Pässen, Parlamentsbauten oder auch Museumsprojekten überhaupt möglich ist.

Sophia Hatwagners Auseinandersetzung mit dem Raum spitzt die Logik dieses Verhältnisses zwischen Symbol und Krise zu. Durch die Wiederholung, Entkontextualisierung und Übertreibung der symbolischen Verfahren kommentiert sie die Apologien der europäischen Erzählung, wie sie gerade in der 12 Star Gallery zu Tage treten.