Artst Talk zum neuen internationalen Anni und Heinrich Sussmann-Kunstpreises
Die Anni und Heinrich Sussmann Stiftung ist 1989 mit dem Ziel gegründet worden, gemäß dem letzten Willen von Heinrich Sussmann, Künstler_innen ohne Ansehen ihrer Religionszugehörigkeit oder Nationalität zu unterstützen, die sich den Grundsätzen der Demokratie und des Antifaschismus verpflichtet fühlen. Die Stiftung hat in den letzten Jahren Dutzende von Preisen an unzählige österreichische Künstler_innen vergeben. Seit Ende 2014 haben Friedemann Derschmidt, Ronen Eidelman und Daniela Zobel die Verantwortung für die Stiftung übernommen und es sich zur Aufgabe gemacht, den Preis dem Stifterwillen entsprechend zu internationaler Bedeutung weiterzuentwickeln.
Kunst trägt das Potential in sich, Perspektiven zu verändern, Fragen aufzuwerfen und möglicherweise sogar Veränderung zu bewirken. Künstler_innen beziehen Standpunkt, provozieren, fordern zum Dialog, nerven, interpretieren, schaffen Raum, erzählen Geschichten, bringen Dinge ans Licht und trotzen mitunter all jenen, die versuchen die Freiheit, die Gleichheit oder die Demokratie zu beschränken. Gerade diese Künstler_innen sind es, welche selten Unterstützung finden – weder finanzielle noch institutionelle.
Auf der Basis des Vermächtnisses und der Grundsätze der Stiftung wird ein_e Künstler_in oder eine Gruppe aufgrund ihrer bisherigen künstlerischen Tätigkeit ausgezeichnet und erhält ein Preisgeld von 5000,- Euro.
Mitglieder eines internationalen Komitees schlagen jeweils maximal drei Künster_innen vor. Aus dieser Liste erarbeitet dieselbe Jury eine Reihung, auf deren Basis der_die Preisträger_innen durch die Stiftung ermittelt wird_werden. Die Mitglieder des Komitees wurden auf der Grundlage ihrer fachlichen und sozialpolitischen Kompetenz im Sinne der Stiftungsidee ausgewählt. Die Stiftung fällt die endgültige Entscheidung.
Das Sussmann Stiftungs Komitee besteht aus folgenden Personen: Aurora Fonda (I, SLO); Ralf Homann (D); Kristina Norman (EST); Christan Rathner (A); Anda Rottenberg (PL); Brigitte van der Sande (NL); Kevin Smith (GB); Pelin Tan (TUR); Masha Zusmann (IL)
Für den
Anni und Heinrich Sussmann Kunst_Preis 2015 wurden nominiert:
Ahmet Ogut
DAAR
Artikisler video collective
Silvia Mariotti
Marina Naprushkina
Minna L. Hennrikkson
Jonas Staal
Zentrum für Politische Schönheit (Centre for Political Beauty)
Mykola Ridnyi
Für das Jahr 2016 schreibt die Stiftung zusätzlich zum Anni und Heinrich Sussmann Kunst Preis einen zweiten Preis aus, den Anni und Heinrich Sussmann Kunstprojekt-Preis.
Jedes Jahr ab 2016 wird in einer offenen Ausschreibung nach einem unterstützungswürdigen Projekt gesucht. Die Sussmann Stiftung wird jährlich ein Thema ausschreiben, um die gegenwärtige politische und soziale Situation in der Welt mit der Stiftungsidee zu verbinden. Unter den eingereichten Projekten wird jenes ausgezeichnet, welches nach Meinung der Jury dazu am besten geeignet ist und dessen Realisierung machbar erscheint. Der Preis wird aus einer einmaligen Summe bestehen und versteht sich als Anschubfinanzierung für das Gewinnerprojekt. Es wird von der Jury ausdrücklich begrüßt, wenn sich das Projekt aus über den Preis hinausgehenden Quellen finanziert.
Das Thema für 2016 ist folgendermaßen beschrieben:
Déjà vu Europa
Im Zusammenhang mit einem Widererstarken rassistischer und faschistischer Tendenzen ist oft die Aufforderung „Wehret den Anfängen“ zu hören. Dieser Spruch geht auf den Dichter Ovid zurück: „Principiis obsta. Sero medicina parata, cum mala per longas convaluere moras.“ (1) „Wehre den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind.“ Angesichts der zunehmenden Radikalisierung in Europa und dem Erstarken extrem rechter und rechtsextremer Kräfte (der griechischen „Morgenröte“, der französischen „Front National“, der österreichischen FPÖ, NDP, AfD, NSU, Pegida in Deutschland, der ukrainischen „Swoboda“, der niederländischen „Partie voor de Vrijheid“, dem belgischen „Vlaams Belang“ und vieler anderer), den immer häufiger werdenden rassistischen Übergriffen auf Minderheiten, dem neu aufkeimenden Antisemitismus in fast allen Ländern Europas, muss die Frage gestellt werden: „Hat es denn je aufgehört?“
Das Kuratorium der Sussmann Stiftung bittet Künstler_innen oder Künstler_innengruppen ohne Ansehen ihrer Nationalität oder Religionszugehörigkeit um Einreichungen von Projektideen. Ein Betrag in Höhe von jedenfalls 3.000.- Euro wird 2016 zur Verfügung gestellt um die Realisierung eines Projekts zu unterstützen. Das Projekt wird von der Jury der Anni und Heinrich Sussmann Stiftung ausgewählt. Der Preis wird aus einer einmaligen Summe bestehen und versteht sich als Anschubfinanzierung für das Gewinnerprojekt. Es wird von der Jury ausdrücklich begrüßt, wenn sich das Projekt aus über den Preis hinausgehenden Quellen finanziert.