Zachary Formwalt. Aber wo sind die Hundertarmigen?
Site-specific Video-Projektion in der Aula der Akademie am Schillerplatz zu dem Deckengemälde von Anselm Feuerbach.
Eine Figurengruppe glänzt durch Abwesenheit auf dem riesigen Deckengemälde in der neu restaurierten Aula der Akademie für bildende Kunst Wien. Diese Beobachtung war Ausgangspunkt für eine Reihe von Reflektionen über die anästhetischen Momente eines Raums dieser Art. Wer oder was fehlt sonst noch? Könnte man die Nichtanwesenheit der Hundertarmigen (der Hecatoncheiren) in der Darstellung der brutalen Schlacht, in der sie doch maßgeblich zum Sieg des Olymps beitrugen, als Metapher für andere Ausgrenzungen aus dem Raum der ästhetischen Bildung ansehen?
But where are the Hundred-Handed Ones? schöpft aus vielfältigen Quellen: Archivmaterial des Kupferstichkabinetts und der Glyptothek, Passagen aus Rosa Luxemburgs unvollendeter Einführung in die Nationalökonomie, Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss, Friedrich Schillers Schriften Über die ästhetische Erziehung des Menschen , Briefe des Malers Anselm Feuerbach an seine Stiefmutter, sowie die Dokumentation der jüngsten Gemälderestaurierung in der Aula. Die detaillierte Auseinandersetzung mit den Deckenmalereien und der Architektur, die sie umgibt, lässt den Triumph der Kultur über die Natur (Feuerbach) bzw. des Denkens über die Gesetze der Zeit (Schiller) weniger gesichert erscheinen, als Fresko und Umgebung auf den ersten Blick vermuten lassen.
Künstler_innen-Talk: Samstag, 9. Oktober 2021, 13.30 Uhr
Rektor Johan F. Hartle im Gespräch mit Zachary Formwalt über seine ortsbezogene Arbeit zu dem Deckengemälde von Anselm Feuerbach in der Aula der Akademie am Schillerplatz und Jannik Franzens Videoarbeit Originale im British Museum (2021) in der Ausstellung Thicket of Ideas – Thicket of Times. Studierende der Akademie im Dialog mit Raqs Media Collective in der Exhibit Galerie der Akademie