Die Akademie unterstützt das Kuratorinnenkollektiv WHW!
Vertreter_innen der Akademie der bildenden Künste Wien wünschen sich Fortsetzung der intensiven Zusammenarbeit mit Führungstrio der Kunsthalle Wien besonders in der Nachwuchsförderung. Wiens Kulturlandschaft würde mit Abgang der Kunsthallen-Direktion eine wichtige kuratorische Position fehlen!
In den letzten drei Jahren hatte Wien und seine Kunstuniversitäten das Glück mit WHW, bestehend aus Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović, an der Spitze der Kunsthalle Wien ein feministisches Kuratorinnenkollektiv von internationalem Rang zu wissen. Schon in ihrem Namen stellt WHW die richtigen Fragen: What, How, and for Whom? So gefragt wird Kunst einerseits ihrer philiströsen Selbstverständlichkeit enthoben, andererseits aber auch gerade sehr konkret. Denn Kunst trägt zum Beispiel zum politischen Diskurs bei und trägt die Impulse von zahlreichen sozialen Bewegungen zusammen.
Die von WHW kuratierte Istanbul Biennale von 2009 war ein Meilenstein in der Auseinandersetzung mit städtischen Öffentlichkeiten, in der Dokumentation ihrer Diversität und in der Suche nach politischen Projekten, die, nebst Brot, die Menschheit am Leben erhalten. Diese Fragen sind in der Arbeit von WHW in höchstem Maße sichtbar geblieben: Die Ausstellung „Von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden“ hat international hervorragende Künstler_innen wie Dan Perjovschi, Hito Steyerl, Forensic Architecture, Oliver Ressler, Alice Creischer/Andreas Siekmann und viele andere zusammengebracht – ohne jemals dem Fetisch großer Namen zu erliegen.
Angefangen hat das Ausstellungsgeschehen von WHW zum internationalen Frauentag. Wenige Tage vor dem ersten Lockdown im März 2020 hat WHW in Wien die erste Ausstellung eröffnet. Auch das war ein bemerkenswerter feierlicher Akt, feministisch interpretierte Lieder aus der Partisanenbewegung, eine Rede von Marlene Streeruwitz, mit zahlreichen internationalen Gästen und allseits großen Hoffnungen in ein neues Paradigma der Ausstellungspolitik. Diese Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Seither haben WHW zahlreiche hervorragende Ausstellungen realisiert: Es gab Retrospektiven von Pionier_innen der jugoslawischen Avantgarde wie zuletzt Sanja Ivekovic, erste große Präsentationen von Künstler_innen aus der Österreichischen Kunstszene wie zuletzt Katrina Daschner, Ana Hoffner und Belinda Kazeem Káminski ebenso wie thematische Gruppenausstellungen mit einer Vielfalt von Perspektiven auf diverse politische Bewegungen, Projekte und Sehnsüchte.
Die Akademie der bildenden Künste Wien kann auf einen intensiven Austausch zurückblicken und hat gemeinsam mit WHW besonders in der Absolvent_innenförderung wichtige Akzente gesetzt. Diese wichtige Kooperation und der laufende inhaltliche Austausch zwischen den beiden Institutionen haben WHW über die vergangenen Jahre zu einem unverzichtbaren Sparringpartner für die Angehörigen der Akademie und ihre Studierenden wie Absolvent_innen gemacht.
Die Akademie der bildenden Künste Wien bedauert zutiefst die aktuelle Entwicklung und die im Raum stehende Möglichkeit, dass den Kolleginnen Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović nun nicht einmal mehr die Chance gegeben werden könnte, ihre, insbesondere für den künstlerischen Nachwuchs des Landes, wichtige Arbeit weiterzuführen. Der Wunsch nach einer Fortsetzung der Zusammenarbeit und nach einer exponierten feministischen Leitung der Kunsthalle mit feinstem künstlerischen und kunstpolitischen Gespür ist an der Akademie jedenfalls weiterhin groß.
Sabeth Buchmann, Leitung Institut für Kunst und Kulturwissenschaften
Ingeborg Erhart, Vizerektorin für Kunst und Lehre
Johan F. Hartle, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien
Elke Krasny, Professorin, Institut für das künstlerische Lehramt
Dorit Margreiter, Professorin, Institut für bildende Kunst