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Einladung zur Defensio von Markus Pescoller

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Defensio
Organisationseinheiten
Kunst- und Kulturwissenschaften
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien
Ort, Raum (1)
M20

Das Institut für Kunst und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Markus Pescollers Dissertation Positionalität und Relevanz. Zum Umgang mit Kulturgut ein.

Mitglieder des Prüfungssenats sind: Univ.-Prof. Mag. PhD. Elke Krasny (Vorsitzende), Em.Univ.-Prof. Mag. Dipl.-Ing. Wolfgang Baatz (1. Betreuer), Univ.-Prof. Dr.phil. Ruth Sonderegger (2. Betreuerin) und Univ.-Lekt. Dozent Mag. Dr. Manfred Koller (externer Gutachter, Universität für Angewandte Kunst, Wien).

Abstract

Ziel der Untersuchung ist, wie wir gemeinsam zu einem Entscheid im Umgang mit Kulturgut kommen, der über die zwanglose und gleichmächtige Teilnahme aller heute und - advokatorisch - auch aller zukünftig Betroffenen seinem Reichtum gerecht wird. Kulturgut wird in einem umfassenden Sinn verstanden, der nicht nur das normativ geschützte Erbe meint, sondern alles, was vom Menschen hervorgebracht wurde, sei es aus festem, fluidem oder virtuellem Material, sei es stabil oder intentional ephemer, sei es auf Dauer bestimmt oder nur in ständiger Wiederholung lebendig.

Im ersten Teil der Untersuchung wird ein Begriffswerkzeug entwickelt, das - ergänzend zu den bereits bestehenden Beschreibungswerkzeugen - hilft, uns klar zu werden, worüber wir reden, wenn wir vom Werk reden. Durch die Scheidung des Werks in drei verschiedene Intentionalitäten, der intentio auctoris, der intentio operis und der intentio lectoris, werden drei Objekte konstruiert, das Generative, das Rigide, und das Narrative Objekt. Mit der Grundthese, dass nur ihre Summe, gemeinsam mit der Generativen Sequenz, d.h. der Veränderung in der Zeit durch die Natur oder durch menschlichen Eingriff, das Werk bildet, soll den unterschiedlichen Großperspektiven, der generativen, der rigiden und der narrativen, entsprochen werden. In der Koppelung der Begriffe an die Perspektive der Aktor_innen geht mit der Begriffszuordnung eine Gewichtung einher, die sich in einer Relevanzmatrix darstellen lässt, die den momentanen Stand der Bedeutungsverhältnisse der Großperspektiven und der diese konstruierenden Parameter angibt.

Im zweiten Teil der Untersuchung wird das von Aktor_innen, Analyst_innen und Erzähler_innen konstruierte Werk diskursiv aufgelöst. Durch die Ergänzung des rationalen Diskurses mit einem narrativen Diskurs wird die Suche nach einem möglichst angemessenen Entscheid auf all jene ausgedehnt, die entweder das Spiel rationaler Argumentation nicht gelernt haben oder aus narrativen Traditionen stammen. Gleichwohl wird von allen eine inferentielle Verantwortung eingefordert, in der jede Behauptung, jede Überzeugung und jeder Begriff bei Nachfrage begründet werden muss. In der Transformation der beherrschenden Narrative in Erzählungen wird auch die Macht des Narrativs erodiert. Damit ist der Boden für den idealen Diskurs geschaffen, der selbst auf starken normativen Voraussetzungen basiert. In den zentralen Sozialprinzipien, der Universalität als Forderung nach gleichmächtiger Teilnahme aller Betroffenen, der Reziprozität als wechselseitige Anerkennung der Ansprüche aller anderen und der Reversibilität der eigenen Perspektive durch wechselseitige Perspektivenübernahme und Rollentausch liegt abschließend die Kraft, zu einem Entscheid zu kommen, in dem ausschließlich der zwanglose Zwang des besseren Arguments (Habermas) gilt und der deshalb das Werk in all seinem Reichtum berücksichtigt. Am Ende wird nicht geurteilt, ob richtig oder falsch entschieden und eingegriffen wurde. Viel bescheidener wird nur noch gefragt, was erzählt werden soll und wie es erzählt werden soll bzw. was jene, die eingriffen, erzählen wollten und ob die im Eingriff materialisierte Weitererzählung nur erfüllt, gelungen oder gar erfolgreich war.

Kurzbiographie

Markus Pescoller, geboren am 02.09.1964
1983-1990 Studium der Kunstgeschichte an den Universitäten Wien und Innsbruck mit einer semiotischen Untersuchung ästhetischer Rhetorik entlang der Begriffe Syntax, Semantik und Pragmatik anhand eines Bildes zum Leben den Hl. Franziskus im Kloster in Innichen (Sponsion zum Mag. phil.)
2001-2008 Weiterbildungsstudium Restaurierung an der Fernuniversität Hagen bzw. an der HTW Berlin; Diplom mit einer Arbeit über Restaurierung und Erzählung
Seit 2012 Dissertant an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Prof. Wolfgang Baatz und Prof. Ruth Sonderegger
Seit 2000 Geschäftsführer des Restaurierungsbetriebes Pescoller Werkstätten GmbH
Lehraufträge an verschiedenen Universitäten, Referent an verschiedenen Veranstaltungen und Publikationen zu verschiedenen Themen in der Restaurierung und Denkmalpflege

Die Defensio wird in deutscher Sprache und in Raum M20 stattfinden.

Wir freuen uns sehr Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.