Kontaktzonen: Ein relationaler Fall zwischen Fotografie und den Erwerbskanälen im museologischen Kontext. Das Werk von Nora Aslan und Inés Lombardi im Rahmen der Sammlung des mumok
ÖAW | DOC
geleitet von Claudia Sandoval Romero, Institut für Kunst und Kulturwissenschaft
Projektlaufzeit: 1.12.2021 – 30.09.2022
In den zwei Jahrzehnten zwischen 1998 und 2018, einem Jahrzehnt zu beiden Seiten des Weltwirtschaftskollapses 2008 (Brown 2015, Temin 2010), erwarb das mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien – die Werke von drei Künstlerinnen aus Lateinamerika. Zwei dieser Künstlerinnen nutzen die Fotografie als Ausdrucksmedium (mumok 2018, 2019).
Meine Dissertation untersucht die Repräsentation bildender Künstlerinnen des Globalen Südens im mumok durch den Erwerb von Fotoarbeiten der argentinischen Künstlerin Nora Aslan (geboren in Buenos Aires, 1937) und der in Brasilien geborenen Künstlerin Inés Lombardi (geboren in Sao Paulo, 1958).
Meine Forschung beschäftigt sich mit der These, dass Fotografien von Künstlerinnen häufiger Zugang in die Sammlung des mumok gefunden haben als Arbeiten von Künstlerinnen in anderen Medien der bildenden Kunst. Diese These wird anhand der vom mumok zwischen 1998 und 2018 erworbenen fünf Arbeiten kritisch hinterfragt, die durch geopolitische Translokationen verbunden sind, die die Werke selbst erlebten oder die KünstlerInnen, die sie produzierten, bevor die Arbeiten ihren endgültigen Bestimmungsort im mumok erreichten.
Ich werde untersuchen, wie diese beiden Fotografinnen innerhalb der gesamten Ankäufe des mumok über den vorgegebenen Zeitraum eingerahmt werden und die Positionierung von Künstlerinnen, ihre Herkunftsländer und ihr Ausdrucksmittel innerhalb der Sammlung (mumok 2018, 2019), sowie das Ausstellungsprogramm des mumok im gleichen Zeitraum hinterfragen (Sandoval Romero 2020, 2021).
Die Feldtheorie des französischen Soziologen Pierre Bourdieu liefert die theoretische Grundlage für diese Analyse (vgl. Bourdieu 1989, 1995, 1995a, 2000 und 2010, Jurt 1995, 1998, Kastner 2009), um insbesondere die Rolle peripherer Instanzen wie des Globalen Süden und des Weiblichen in Bezug auf das Zentrum des Kunstfeldes (vgl. Acha 1993, 2004, Buchholz 2016 und 2018, Buchholz, Wuggenig 2005, Buenaventura 2012, Canclini 1999, Kastner 2007, Lagnado 2000, Munder, Wuggening 2012, Steyerl 2011 , Traba 1974, 2005, Wagner 2007) zu beleuchten.
Meine Forschung ist in Feldern der visuellen Kultur und der Kunstsoziologie verortet, die auf Macht- und Dominanzkritik basieren und durch einen feministischen und post- und dekolonialen Ansatz ergänzt werden (vgl. Butler 1999, Crenshaw 1998, Lugones 2007, Haraway 2016 ).
Meine Dissertation wird einen Beitrag zum kulturwissenschaftlichen Diskurs zur Repräsentation bildender Künstlerinnen des Globalen Südens aus subjektiv-kritischer Perspektive leisten, indem ich mich mit Fragen der Repräsentation, Positionierung im künstlerischen Feld und Machtverhältnissen im museologischen Kontext auseinandersetze. Damit trägt die Dissertation auch zur Debatte um Verlust, Trauer (Pollock 1999) und Restitution der verweigerten Stellung von Frauen im Kunstbereich bei.