Zwei Erzberge: Feministische Ökologien räumlicher Praktiken
FWF | Hertha-Firnberg Fellow
Karin Reisinger, Institut für das künstlerische Lehramt
Projektlaufzeit: 1.3.2020 – 29.2.2024
In einer steigenden Anzahl von Zonen der Ausbeutung nehmen destruktive Umweltauswirkungen weltweit zu. Viele davon werden in der Zukunft kaum bewohnbar sein. Ressourcenabbau ist ein wichtiges Forschungsthema, wird aber kaum mit feministischen und inklusiven Methoden untersucht – wie es etwa das neue Feld der Feministischen Ökologien vorschlägt. Dazu untersucht dieses Projekt zwei Fallstudien, nämlich zwei Erzberge, einer in Nordschweden, Malmberget, und einer in Österreich, Erzberg. Dort wird der Alltag von den größten Erzvorkommen der zentral- und nordeuropäischen Länder bestimmt. Die Stadt Malmberget verschwindet sehr langsam, wobei das Gelände des ehemaligen Stadtzentrums schon in den 70ern durch einen erwarteten Kollaps 250 Meter absackte. Erzberg, mit der Stadt Eisenerz am Fuße des Tagebaus, erwartet weitere 40 Jahre Ressourcenabbau. Speziell in Malmberget können wir von einer langen Geschichte einer feministischen politischen Bewegung lernen, aber auch von einer indigenen Bewegung.
Mit einem Fokus auf intersektionale feministische Perspektiven hinterfragt dieses Projekt, wer eigentlich die Akteur_innen des Abbaus sind. Diese Umwelten werden von Narrativen männlicher Arbeiter dominiert. Deshalb ist es wichtig, die Perspektiven alternativer Akteur_innen zu ergänzen, um die Zusammenhänge verschiedener Akteur_innen und ihre räumlichen Praktiken von Abbau und gleichzeitigem, beständigem Reparieren zu zeigen. Teilnehmende Beobachtung und die Methode des Mappings werden Konnektivitäten, Alternativen und oft überraschende Praktiken zeigen, die nicht zuletzt dazu beitragen werden, einen nachhaltigen Diskussionsrahmen für inklusive Ökologien des Ressourcenabbaus und seines Nachlebens zu schaffen. Mit feministischen Strategien des Sichtbar-Machens, Zusammenbringens und einem Fokus auf die Zukunft wird dieses Projekt räumliche Praktiken herausarbeiten - mit einem Fokus auf konstant reparierende und erhaltende Gegen-Praktiken. So werden Randbereiche unseres Wissens belebt und ein komplexes aber verortetes Bild eines mehrstimmigen Anthropozäns erzeugt.