Das Fotostudio
Ein Projekt im Rahmen des Schwerpunkts Akademie | Kunst | Öffentlichkeit an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Schaufenster von Fotostudios offenbaren oftmals Normengerüste unserer Gesellschaft in Bezug auf Geschlecht, Sexualität und Körper. Hier werden die Höhepunkte der heterosexuellen Familienbiografie präsentiert und stereotype Darstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit reproduziert.
Lisa Großkopf macht sich diese Bühne zunutze, um gegenwärtige Geschlechter- und Familienklischees zu durchkreuzen. In ihrer installativen Arbeit Das Fotostudio verwandelt sie Schaufenster leerstehender Geschäftslokale temporär in vermeintliche Fotostudios. Diese erinnern durch die Gestaltung an herkömmliche Fotostudios – gezeigt werden aber gegenhegemoniale, queere Bildwelten. Das Fotostudio beleuchtet somit Narrative unserer Gegenwart. Selbstverständlich erachtete Alltagsrealitäten wie Heteronormativität, Zwei-Geschlechtlichkeit oder Schönheitsideale, die sich schleichend zu gelebten Wirklichkeiten manifestieren, werden in einem imaginären (Denk-)raum dekonstruiert. Durch die Transformierung dieses imaginären Ortes in einen realen öffentlichen Raum in Form eines Schaufensters werden auf diese Weise mannigfache Bedeutungspluralitäten sichtbar. Gerade durch das Medium der Fotografie, welchem seit jeher der Anspruch auf wirklichkeitsgetreue Dokumentation zugeschrieben wird und das in diesem Jahrhundert tagtäglich unsere Wahrnehmung formt und mitkonstruiert, wird die Schauinszenierung im Fotostudio als Mittel kritischer Wirklichkeitskonstruktionen zusätzlich ambivalent.