Wild Spoerri Rosenstein
Eine Ausstellung als Teil des Projekts „Principle of Equality“ der Akademie der bildenden Künste Wien in Kooperation mit Kontakt Collection, ERSTE Stiftung und Hotel am Brillantengrund im Rahmen der VIENNA ART WEEK 2019.
Kurator: Adam Szymczyk
Teilnehmer_innen: Gleb Amankulov, Bob Schatzi Hausmann, Raúl Itamar, Nestor Janković, Robert Jolly, Julia Karpova, Yul Koh, Anthia Loizou, Dean Maassen, Paul Makowsky, Swarnaly Mitra Rini, Lorena Moreno Vera, Kamryn Pariso, Laura Pirgie, Ursula Pokorny, Michael Reindel, Camila Rhodi, Hanna Schibel, Firas Shehadeh und Jiří Tomíček.
Die Ausstellung kann auch zur Eröffnung nur mit einer Führung besucht werden.
Führungen täglich von 12.00–19.00 Uhr zu jeder vollen Stunde.
Anmeldung unter something@brillantengrund.com
Wild Spoerri Rosenstein ist eine Ausstellung mit Arbeiten von Studierenden der Akademie der bildenden Künste Wien, sowie von Elisabeth Wild, Daniel Spoerri und Erna Rosenstein. Sie ist Teil des Projekts Principle of Equality , das Adam Szymczyk an der Akademie der bildenden Künste Wien leitet.
Der Titel bezieht sich auf das gleichnamige Seminar von Anka Ptaszkowska an der École des Beaux-Arts in Caen, Frankreich, das sie von 1983 bis 2003 hielt. Sie eröffnete auch mit einer Auftaktvorlesung im März 2019 das Projekt in Wien.
Intuitiv gesagt, geht Freiheit mit Gleichheit einher. Das Prinzip der Gleichheit in einer angesehenen Bildungsinstitution auszurufen, bedeutet einen Raum zu öffnen für eine ungehinderte individuelle oder kollektive Praxis. Die Aufmerksamkeit liegt auf dem Zuhören und dem Gehört werden, zwei Zuständen, die im gegenseitigem Bezug zueinander stehen, wie in den dualen Figuren von Sprecher_in/Empfänger_in (nach der Künstlerin Moyra Davey), Schreiber_in/Leser_in, Künstler_in/Betrachter_in. Ab einem Punkt im Prozess, schaffen eben diese Differenzen und die damit einhergehenden Hierarchien Wege für neue Beziehungen zwischen Gleichen.
Die Ausstellung zeigt Spuren der persönlichen Begegnungen der Studierenden mit dem Leben und der Arbeit dreier außergewöhnlicher Künstler_innen, deren Wege sich in Wien kreuzen: Elisabeth Wild, Daniel Spoerri und Erna Rosenstein (1913–2004). Rosenstein, geboren in Lemberg (ehem. Österreich-Ungarn), studierte an der Frauenakademie in Wien von 1932–34. Wild (geb. Pollak) wurde 1922 in Wien geboren und musste 1938 nach Argentinien emigrieren. Sie lebt und arbeitet heute in Panajachel, Guatemala. Spoerri (geb. Feinstein) wurde 1930 in Galați (Rumänien) geboren und floh 1942 nach der Ermordung seines Vaters durch rumänische Faschisten zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in die Schweiz. Er lebt und arbeitet heute in Wien.
Kunstwerke sind Verwirklichungen einzelner Leben. Objekte und Erzählungen von Künstler_innen sprechen von individuellen Geschichten. Es lassen sich Momente der Korrespondenz in den Biographien und Arbeiten der drei Künstler_innen erkennen, deren Praxis den Ausgangspunkt und mögliche Themenstellungen für die Ausstellung schufen, ohne deren vielseitige Ergebnisse notwendigerweise zu bestimmen.
Als Poetin und Malerin verwendete Erna Rosenstein für ihre Skulpturen aus gefundenen Objekten surrealistische Formen, um der Erinnerung an den Holocaust eine Gestalt zu geben, indem sie zu traumatischen Momenten ihrer eigenen Biografie und der ihrer Familie, in die sich die Shoah eingeschrieben hat, zurückkehrt.
Daniel Spoerri’s ikonische „Fallenbilder“ sind Assemblagen, die einzigartige Situationen und Beziehungen zwischen Menschen festhalten. Der Künstler setzt seine Arbeiten in Bezug zur Fotografie, indem er bestimmte Momente materialisiert und ihnen eine provisorische Beständigkeit gibt. Seine neuesten Arbeiten schöpfen aus einer Welt der namenlosen Dinge, die sich auf den Wiener Flohmärkten finden lassen.
Elisabeth Wild macht eine Collage am Tag. Sie blättert durch glänzende Magazine über Kunst, Mode, Wohnen und Design, zerschneidet sie zu einer neuen Welt aus Objekten, zu traumhaften kristallinen Strukturen, zu einer Architektur des Paradoxen.
Die Ausstellung findet in den Räumen eines typischen Wiener Zinshauses der Gründerzeit im siebten Bezirk statt. Heute werden einige Wohnungen dieses Gebäudes von den Gästen des Hotels nebenan verwendet. Eine künstlerische Arbeit schafft eine Form für die Sehnsucht nach einem Ort und seiner Beständigkeit, die niemals erreicht werden kann. Andere Welten entstehen, die Erinnerungen sind, an die, die man einmal gekannt und in denen man gelebt hatte.
Besonderer Dank auch an Stefan Benchoam, Marvin Mangalino, Kathrin Rhomberg, Sophie Thun, Vivian Suter und Frank Panchito Wild.