Theophil Hansen. Architekt und Designer. Ausstellung anlässlich des 200. Geburtstages
Ausstellung: Cornelia Reiter und Robert Stalla mit Markus Gesierich, Anna Keblowska, Arnold Wilfing, Andreas Zeese
Ein Kooperationsprojekt von Kupferstichkabinett der Akademie der
bildenden Künste Wien und Abteilung Kunstgeschichte der Technischen Universität Wien
Öffnungszeiten: Di–So 10.00–18.00 h, Eintritt frei
Lange Nacht der Museen 2013 05.10.2013 10.00–1.00 h
Sonderöffnungszeiten: 26.10.2013 und 01.11.2013 10.00–18.00 h
Eröffnung : Donnerstag, 19.09.2013, 19.00 h, Aula
Begrüßung : Andrea B. Braidt, Vizerektorin für Kunst und Forschung der Akademie der bildenden Künste Wien
Einführung : Cornelia Reiter, interim. Leiterin des Kupferstichkabinetts,
Robert Stalla, Lehrstuhl Kunstgeschichte, Technische Universität Wien
In Kopenhagen geboren und zum Architekten ausgebildet, in Athen künstlerisch gereift und ab 1846 in Wien tätig, avancierte Theophil Hansen innerhalb weniger Jahre zum maßgeblichen Baukünstler der Zweiten Gesellschaft und der gesamten Ringstraßen-Zeit. Als Vertreter des Historismus prägte er mit seinen Stilvorgaben die Architektur der Epoche. Ihm verdankt die Stadt eine Reihe prominenter Monumentalbauten - u. a. den Musikverein, die Akademie der bildenden Künste Wien und die Börse, das Waffenmuseum des Arsenals, die Evangelische Schule am Karlsplatz und das Parlament.
Das Jubiläumsjahr sowie die bevorstehende Generalsanierung der Akademie der bildenden Künste Wien bilden den Anlass, Hansens Planbestand des Akademiegebäudes im Kontext dieser Wiener Bauten in einer - als Kooperationsprojekt des Kupferstichkabinetts der Akademie und der Abteilung Kunstgeschichte der Technischen Universität Wien realisierten - Ausstellung zu präsentieren.
Theophil Hansens zeichnerischer Nachlass stellt mit seinen über 1.300 Blättern, darunter ein Konvolut von 186 Entwürfen für die Akademie der bildenden Künste Wien, ein Kernstück der Architektursammlung des Kupferstichkabinetts dar. Vertiefende Einblicke geben das Planmaterial aus dem Archivbestand des Wiener Parlaments, neu angefertigte Architekturmodelle sowie historische Fotografien, die Hansens Bauten in unterschiedlichen Bauphasen oder kurz nach der Fertigstellung dokumentieren und hier in einer Präsentation fotografischen Neuaufnahmen gegenübergestellt werden.
Architektur als Gesamtkunstwerk
Theophil Hansen, dessen breites stilistisches Spektrum sich besonders antiken, byzantinischen und Renaissance-Vorbildern verpflichtet zeigt, ist als erstrangiger Vertreter des Historismus zu sehen. Auffallend ist sein Interesse an der Polychromie des Außenbaus und der Innenräume, bemerkenswert sein Konzept von Architektur als Gesamtkunstwerk. Hansen verstand es, auch Malerei, Plastik, Ornamentik und Mobiliar seinen Stilvorstellungen bedingungslos anzupassen, wie die hier partiell präsentierte Ausstattung der Hansen-Bauten illustriert - etwa die brillanten Studien von Anselm Feuerbach zur Dekoration der Aula der Wiener Akademie oder die Kartons von Hans Bitterlich für die Deckenbilder im Tanzsaal des Palais Epstein. Das Planmaterial gibt nicht nur Einblick in die Palette von Hansens zeichnerischen Modi - von kleinen, einfachen Bleistiftskizzen, über kraftvolle Werkzeichnungen bis zu prachtvollen, buntfarbigen, großformatigen Blättern für die Präsentation, die alle die besondere zeichnerische Begabung des Architekten erkennen lassen. Es gewährt zugleich tiefere Einsichten in Hansens komplexes Architekturverständnis und enthält wichtige Informationen zur Genese der Projekte, zur Farbigkeit der dekorativen Malereien, zur Ornamentik und Bauplastik sowie zur Innenausstattung. So wird beispielsweise das Akademiegebäude als ein "Lehrgebäude" fassbar, das ein bis in Details ausgefeiltes didaktisches Konzept vermittelt. Das vertiefte Studium des zeichnerischen Werkes klärt auch den Blick auf dessen architektonisches System-Denken: Auf Basis von Entwurfsrastern und feststehenden Bautypen verstand er es, ganz unterschiedliche Bauaufgaben mit höchster Ökonomie und in kürzester Zeit abzudecken. Das umfangreiche Planmaterial - im Katalog zur Ausstellung teilweise erstmals abgedruckt und systematisch dokumentiert - erlaubt neue Zugänge zum Werk eines Architekten, der nicht nur das Stadtbild Wiens nachhaltig prägte, sondern auch wichtige Impulse für die Erneuerung der Architektur - auch als Professor und langjähriger Leiter der Architekturabteilung der Akademie - setzte.
Hansen erleben
Als Teil der Ausstellung versteht sich auch das von Hansen erbaute Akademiegebäude und hier insbesondere die Universitätsbibliothek der Akademie, die als eine der wenigen Bibliotheken des 19. Jahrhunderts in fast unveränderter Gestalt erhalten ist. In einer Vitrine werden Originalzeichnungen Hansens zur Bibliothekseinrichtung gezeigt, die noch an Ort und Stelle im Original zu besichtigen ist. Die Gemäldegalerie der Akademie zeigt in einer kleinen Präsentation einzelne Entwurfsstadien für die Präsentation der damals bereits rund 1.000 Gemälde umfassenden Sammlung, die einerseits die akademische Lehre unterstützen und zum anderen der Öffentlichkeit offen stehen sollte.
Vermittlungsprogramm
"Hansen im Dialog"
Programm im xhibit, ab 05.10.2013
Ausgestellte Bestände
Kupferstichkabinett, Gemäldegalerie, Glyptothek und Universitätsbibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien sowie Republik Österreich - Parlamentsdirektion und Burghauptmannschaft Österreich
Publikation
"Theophil Hansen. Architekt und Designer"
Mit Beiträgen von Rainald Franz, Maren Gröning, Richard Kurdiovsky, Cornelia Reiter, Eva Schober, Robert Stalla und Andreas Zeese, hrsg. von Cornelia Reiter und Robert Stalla
ca. 260 Seiten, durchgehend farbig illustriert, erscheint zur Eröffnung der Ausstellung