Bilder der Begabung. Kinderpsychologie und Kunstpädagogik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Vortrag von Tom Holert, Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler (Berlin/Wien), im Rahmen der Vorlesung "Das Erziehungsbild", organisiert von Tom Holert und Marion von Osten.
Ob Zeichnungen, Fingermalerei oder Bauklotz-Architekturen - die
bildnerische Produktion von Kindern wurde im Zuge der Psychologisierungder Kunsterziehung seit dem späten 19. Jahrhundert zum Gegenstand derBeobachtung und Prüfung. Individuelle Eignung und Intelligenz sollten soerhoben werden. Ähnlich wie das Kind als "Medium der Erziehung" (NiklasLuhmann) betrachtet werden kann, erklärt man seine bildlichen undplastischen Hervorbringungen zu Medien, mit denen es sich der prüfendenund erzieherischen Macht mitteilt. An Beispielen aus Deutschland und denUSA, vor allem der 1920er und 1930er Jahre, soll der historische undwissenschaftliche Kontext dieser methodischen Sichtbarmachung kindlichenDenkens und Fühlens erörtert werden.