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Manoa Free University, "W...WirWissen" und andere | Allwissende Müllhalden

Datum
Uhrzeit
Organisationseinheiten
Kunst- und Kulturwissenschaften
Ortsbeschreibung
M20
Ort, Treffpunkt (1)
Hauptgebäude
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien

Beteiligte am Projekt „W...WirWissen“ (Wien 2005) sprechen über Each One Teach One, Freie Unis und Probebühnen für selbstorganisierte künstlerische Wissensproduktion. Vortrag veranstaltet vom Center for Art/Knowledge (CAK) als Teil von Frames of Reference, Sites of Research. Eine Reihe von Vorträgen und Gesprächen über das Verhältnis selbstorganisierter und institutionalisierter Wissensproduktion im künstlerischen Feld.

Im April und Mai 2005 fand in der Wiener Kunsthalle Exnergasse das Projekt "W...WirWissen. kennenlernen emanzipatorischer selbstinstitutionen, socialised research und verlernen lernen" statt. Konzipiert und organisiert wurde die sechs Wochen dauernde Veranstaltung im Rahmen der Manoa Free University (Wien) in Zusammenarbeit mit APA (Hamburg), Copenhagen Free University , Free Floating Faculty (Kopenhagen), Freie Klasse (Berlin), Informelle Universität in Gründung (Berlin), University of Openness (London) und vielen Einzelpersonen. Bewusst wurde der Begriff des Wissens als ein unscharf definiertes Zentrum behauptet. Unter Wissen sollte ein Cluster aus postfordistischer Ökonomie, Bildungsstrategien und künstlerischer Praxis verstanden werden, dem sich das Projekt in kreisförmigen Bewegungen zu nähern versuchte. Diese Bewegungen waren Aussage und Stottern zugleich. "Wir haben uns getroffen und immer wieder die öffentliche Darstellbarkeit von informellen Wissensprozessen diskutiert. Dieses informelle Wissen und seine momentane postfordistische Verwertung stehen gemeinsam mit der Ökonomisierung von Bildung und der Rolle von künstlerischen Recherchen im Mittelpunkt dieser Versuchsanordnung. Die beteiligten Gruppen arbeiten zu den unterschiedlichsten Aspekten von Wissensproduktion. Einige führen 'Universität' im Namen, aber ihre Praxen und Organisationsformen sind so unterschiedlich wie der Kontext, aus dem sie kommen. Eine Universität zu gründen ist ein Sprechakt" (aus "Eröffnungsreden", W...WirWissen, 2005).

In Wien und an vielen anderen Orten ist seit Oktober 2009 eine Protestbewegung entstanden, die sich u.a. gegen die Ökonomisierung und Elitisierung des Bildungswesens richtet und freien Bildungszugang sowie selbstorganisierte, studentische Freiräume fordert. Ähnliche Diskussionen waren ausschlaggebend für das Selbstverständnis von Projekten wie W...WirWissen oder Freier Unis wie der Manoa Free University sowie der beteiligten Gruppen.

Im Rahmen der Einladung zur Gesprächsreihe Frames of Reference, Sites of Research werden wir (anwesende Beteiligte) anhand von Dokumentationen, Texten, Websites und Fotos über das Projekt "W...WirWissen" sprechen, um im Kontext aktueller Bildungsproteste und der Institutionalisierung künstlerischer Forschung eine Diskussion über Projekte zu künstlerischer Wissensproduktion zu eröffnen.

Frames of Reference, Sites of Research
Eine Reihe von Vorträgen und Gesprächen über das Verhältnis selbstorganisierter und institutionalisierter Wissensproduktion im künstlerischen Feld

Die Vorträge und Gespräche dieser Reihe sollen zu Dialogen mit Personen, Kollektiven, Organisationen und Räumen anstiften, die in Netzwerken außerinstitutioneller Wissensproduktion und selbstbestimmter Pädagogiken im künstlerischen Feld arbeiten. Es ist auffällig, wie wenig die aktuellen Debatten um "künstlerische Forschung" die Geschichte und Gegenwart von selbstorganisierten Kunst/Wissensräumen zum Thema haben; ebenso unklar ist die Beziehung zu den Produktionskontexten des 'new institutionalism'. Dabei stellen deren sozio-epistemische Politiken eine reiche und herausfordernde Ressource dar. Auch an der Akademie der bildenden Künste ist offensichtlich, wie auf allen Ebenen der universitären Hierarchie (Studierende, Lehrende, Verwaltungspersonal) eine Vielzahl von Personen tätig ist, die an derartigen selbstorganisierten Produktionszusammenhängen beteiligt sind und waren. Die Reihe Frames of Reference, Sites of Research ist deshalb - im Einklang mit einer Konzeption von Forschung, wie sie das Center for Art/Knowledge (CAK) verfolgenswert findet - als Versuch angelegt, die widersprüchlichen Genealogien eines Forschungsbegriffs zu befragen, der den Rahmen unserer eigenen Aktivität als Forschende an einer Kunsthochschule bildet. Gleichzeitig soll die Situation genutzt werden, um die immer wieder neu zu bestimmenden Verhältnisse zwischen innen und außen zu diskutieren.

Bisherige Vorträge

26.11. Anton Vidokle | Exhibition as school...

Vortrag (auf Englisch) über Modelle und Szenarien, mit denen eine kritische Handlungsfähigkeit der Kunst in der Abwesenheit einer wirkungsvollen Öffentlichkeit zurückgewonnen werden soll. Veranstaltet vom Center for Art/Knowledge (CAK) als Teil von Frames of Reference, Sites of Research. Eine Reihe von Vorträgen und Gesprächen über das Verhältnis selbstorganisierter und institutionalisierter Wissensproduktion im künstlerischen Feld.

Anton Vidokle ist Künstler und lebt und arbeitet in New York und Berlin. Als Gründungsdirektor von e-flux (video rental, mailing list, journal usw.) produzierte er Projekte wie Next Documenta Should Be Curated by an Artist, Do it, Utopia Station Poster Project und organisierte An Image Bank for Everyday Revolutionary Life sowie Martha Rosler Library . Im Kontext der konzeptuellen Entwicklung der Manifesta 6, deren Ko-Kurator er sein sollte, initiierte er Forschung über Bildung als Ort künstlerischer Praxis. Nachdem Manifesta 6 abgesagt worden war, organisierte Vidokle Unitednationsplaza - ein zwölfmonatiges unabhängiges Projekt in Berlin, das mehr als hundert Künstler_innen, Autor_innen, Philosoph_innen und ein sehr unterschiedliches Publikum involvierte. Von 2008 bis 2009 betrieb Vidokle, vom New Museum in New York als Künstler eingeladen, Night School als temporäre Schule.

17.12. Maria Hlavajova

Maria Hlavajova spricht über die Kunstinstitution als Raum des Denkens, ausgehend von und durch Kunst am Beispiel von BAK, basis voor actuele kunst [ http://www.bak-utrecht.nl/ ], in Utrecht, die sie 2003 gründete und seitdem als künstlerische Direktorin leitet. Beschäftigt mit der Erkundung und Ermächtigung zweier vitaler Beziehungen - der Verbindung zwischen Kunst und Öffentlichkeit sowie der Allianz zwischen künstlerischer Praxis und Theorie - initiiert BAK Forschung zu unterschiedlichen Themen und Gegenständen von Bedeutung und Dringlichkeit. Gemeinsam mit Künstler_innen und anderen kulturellen Praktiker_innen realisiert BAK Projekte, die von Ausstellungen über Vorträge, Publikationen bis zur künstlerischen Produktion reichen, wobei man flexibel zwischen Kunst, Universität und Interessenvertretung oszilliert.

Maria Hlavajova (*1971) ist Gründungsdirektorin von BAK, basis voor actuele kunst, Utrecht. Derzeit leitet sie zudem das Projekt Former West (2008-2013), das sie als Forschungs-, Vermittlungs- und Ausstellungsunternehmen konzipiert hat und das durch eine internationale kollaborative Anstrengung in einem dichten Netzwerk von Forscher_innen und Kunstinstitutionen umgesetzt wird. Im Jahr 2008 kuratierte Hlavajova mit Charles Esche Once is Nothing, den gemeinsamen Beitrag von BAK und dem Van Abbemuseum, Eindhoven, zur 1. Biennale in Brüssel. Zuvor hatte sie das dreiteilige Projekt Citizens and Subjects organisiert, den niederländischen Beitrag zur 52. Biennale in Venedig im Jahr 2007. Zu den Ausstellungen, die Hlavajova am BAK ausgerichtet hat und ausrichten wird, gehören Lawrence Weiner: Dicht Bij, 2010; Sanja Iveković: Urgent Matters, 2009 (eine zweiteilige Ausstellung im BAK und Van Abbemuseum); The Return of Religion and Other Myths, 2008-2009; Arthur Zmijewski: Social Studio, 2008; Roman Ondák: The Day After Yesterday, 2007; Kutluğ Ataman: Küba/Paradise, 2007; Concerning "Knowledge Production": Practices in Contemporary Art, 2006; Aernout Mik: Raw Footage/Scapegoats, 2006; Adrian Paci, 2006; Concerning War, 2005; Gerrit Dekker: About no below, no above, no sides, 2005; Cordially Invited, episode 3, Who if not we...?, 2004, and Now What? Dreaming a better world in six parts, 2003. Außerdem hat sie zahlreiche Textsammlungen und Kataloge herausgegeben oder sich an diesen mit Beiträgen beteiligt. Im Jahr 2004 kuratierteHlavajova Who if not we should at least try to imagine the future of all this?, ein europaweites kollaboratives Projekt. Sie gehört zu den Gründer_innen der Július Koller Society und ist Gründungsdirektorin (mit Kathrin Rhomberg) des tranzit-Netzwerks, einer Stiftung, die den Austausch zwischen Gegenwartskunstpraktiken in Österreich, der Tschechischen Republik, Ungarn und der Slowakei unterstützt. Hlavajova ist zudem Fellow am Centre for the Humanities der Universität Utrecht und lehrt an der Universität Utrecht sowie an der Rietveld Akademie, Amsterdam. Zuvor war sie Mitglied der Fakultät des Center for Curatorial Studies, Bard College, New York (1998-2002), Ko-Kurator der Manifesta 3, Ljubljana (2000) und Dirketorin des Soros Center for Contemporary Arts in Bratislava (1994-1999). Hlavajova lebt und arbeitet in Amsterdam und Utrecht.