Brandon LaBelle: Towards the work of Acoustic Justice
Dieser Programmpunkt ist nicht öffentlich zugänglich.
Im Rahmen des Spring Curatorial Program 2022: Art Geographies.
Die Präsentation stellt die Frage nach Akustik als kritischen und kreativen Rahmen. Genauer genommen wird Akustik weder als eine Eigenschaft des Raumes noch als ein spezialisiertes Wissen aufgefasst werden, sondern vielmehr als eine soziale und politische Fragestellung. In welcher Weise beeinflussen akustische Normen und Ökonomien die Erfahrungen und Fähigkeiten des Zuhörens und Sozialisierens innerhalb bestimmter Umgebungen? In diesem Sinne wird Akustik als ein performatives Feld verstanden, das Auswirkungen auf die Artikulationen und die Ausdrucksformen von Handlungsfähigkeit hat. In Übereinstimmung damit wird Akustik als die Grundlage einer Reihe von Praktiken theoretisiert werden, die sich an Orientierung und Reorentierung, Synchronisation und Synkopierung, Konsonanz und Dissonanz abarbeiten. Beispielsweise können durch Praktiken, die auf Rhythmus und Echo, Geräusch und das Herstellen von schwingenden Konstruktionen aufbauen, Spannungen hinsichtlich Fragen der Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit verhandelt werden. In Einklang mit einem kritischen Verständnis von Akustik kann in weiterer Folge die Auffassung der Handlungsfähigkeit, die für gewöhnlich aus einer Erscheinungsform und Lesbarkeit abgeleitet wird – also aus einem Sichtbarmachen – , umgeschrieben werden. Ich bin daher vielmehr daran interessiert, wie die Fähigkeit, Lautstärken hinauf- und hinunterzuschalten, Rhythmen neu zu erarbeiten, dominante Tonalitäten bestimmter Kontexte ein- bzw. umzustellen, dazu beitragen kann, dass das eigene Recht auf Zuhören gefördert wird.
Brandon LaBelle ist ein in Berlin lebender Künstler, Autor und Theoretiker. Seine Arbeit beschäftigt sich mit Fragen der Handlungsfähigkeit, Gemeinschaft, Piratenkultur und Poetik, die er in einer Reihe von kollaborativen und para-institutionellen Initiativen artikuliert hat, unter diesen finden sich: The Listening Biennial and Academy (2021-), Communities in Movement (2019-), The Living School (mit der South London Gallery, 2014-16), Oficina de Autonomia (2017), The Imaginary Republic (2014-19), Dirty Ear Forum (2013-), Surface Tension (2003-2008), und Beyond Music Sound Festival (1998-2002). 1995 gründete er „Errant Bodies Press“, ein unabhängiges Verlagsprojekt, das Arbeiten unterstützt, die sich im Feld von Sound Art und Sound Studies, Performance und Poetik, Artistic Research und zeitgenössischem politischen Denken bewegen. Zu seinen Publikationen zählen: The Other Citizen (2020), Sonic Agency (2018), Lexicon of the Mouth (2014), Acoustic Territories (2010, 2019), and Background Noise (2006, 2015). Sein neuestes Buch, Acoustic Justice (2021), argumentiert für ein akustisches Modell, das Fragen sozialer Gleichberechtigung verhandeln kann.