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The Loaf and the Laptop

Datum
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Vortrag
Organisationseinheiten
Kunst und Architektur
Ortsbeschreibung
UMPRUM Academy of Arts, Architecture and Design Prague

Online via Zoom

Vortrag von Tim Ingold im Rahmen der Vortragsreihe JA, ABER IST ES TECHNOLOGIE? Ja natürlich! am Institut für Kunst und Architektur, WS 2023/24
Kuratiert von Michelle Howard, Adam Hudec, Veronika Miskovicova und Eva Sommeregger in Zusammenarbeit mit der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag.

Timothy Ingold ist eine der renommiertesten Stimmen der zeitgenössischen Anthropologie und Lehrstuhlinhaber für Sozialanthropologie an der Universität Aberdeen. In seinen jüngsten Arbeiten verknüpft er die Themen Umweltwahrnehmung und handwerkliche Praxis, wobei er traditionelle Modelle der genetischen und kulturellen Weitergabe durch einen relationalen Ansatz ersetzt, der sich auf das Wachstum von verkörperten Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeiten im sozialen und ökologischen Kontext der menschlichen Entwicklung konzentriert. Diese Auseinandersetzung brachte Ingold dazu, die Verwendung von Linien in der Kultur und die Beziehung zwischen Anthropologie, Architektur, Kunst und Design zu untersuchen. Im Rahmen der anthropologischen Phänomenologie erforscht Ingold den Menschen als einen Organismus, der sich seinen Weg durch die Welt "ertastet", der "selbst in Bewegung ist" und der ständig Räume und Orte erschafft und durch sie verändert wird.

Durch eine Neubetrachtung der Werkzeugherstellung und der Sprache als Kriterien für die menschliche Besonderheit interessierte sich Ingold für die Verbindung zwischen Sprache und Technologie in der menschlichen Evolution. Zusammen mit Kathleen Gibson organisierte er 1990 eine internationale Konferenz zu diesem Thema, und der daraus resultierende, von Gibson und Ingold herausgegebene Band (Tools, language and cognition in human evolution) wurde 1993 veröffentlicht. Seitdem hat Ingold nach Wegen gesucht, die Anthropologie der Technik und der Kunst zusammenzuführen, was zu seiner heutigen Auffassung der zentralen Bedeutung der handwerklichen Praxis führte.

JA, ABER IST ES TECHNOLOGIE? Ja natürlich! fragt, wo uns die Technologie hingeführt hätte, wenn üblicherweise Frauen zugeschriebene Fähigkeiten die Aufmerksamkeit geschenkt worden wäre, die sie verdienen und schlägt vor, dass wir durch die praktische Anwendung von Linien und Fäden eine wertvollere und nachhaltigere Zukunft aufbauen können. Wissenschaftler*innen gehen heute davon aus, dass das erste durch den Mensch erzeugte Werkzeug keine Waffe, sondern eine Tragetasche war, und dass es Menschen mehr liegt, sich zu geselligen Kollektiven zusammenzuschließen, als sich einer Hierarchie zu unterwerfen und dass ganze soziale Systeme je nach Bedarf übernommen oder verworfen wurden. Diese Tatsachen gelten nun als akzeptiert, weil seit langem vorhandene Beweise auf eine weniger voreingenommene Weise neu bewertet wurden. Die Beweise waren nicht schwer zu finden, sie wurden einfach ignoriert. Aufgrund patriarchalischer Vorurteile wurde die eine Praxis als Technologie und die andere als Handwerk bezeichnet. Beide sind von einer praktischen Wissensanwendung abhängig, doch die eine Praxis steht in Verbindung mit Prestige, Geld und einem Hauch an Fortschritt, während die andere als schön, aber auch recht nutzlos angesehen wird. Könnte eine Anerkennung bisher ignorierter Technologien zu einer regenerativen Praxis führen, die den ökologischen und gesellschaftlichen Fortschritt vorantreibt? Natürlich kann sie das!

Zoom Meeting
https://akbild-ac-at.zoom.us/j/67778978796?pwd=eHpyMnc4V2FaNkVkQWZLdXJtNExGUT09

https://vimeo.com/883995437 

Unterstützt von der Akademie der bildenden Künste Wien, AKTION, OEAD