Art as Media: Verhandlungen von Grenze in den Arbeiten von Teresa Margolles und Fran Ilich
Gabrielle Cram
Abstract
"We resign ourselves to looking through store windows as if they were postcards from Europe, knowing that we could only reach the other side in our dreams."
(Excerpt from the Borderhack! Manifesto)*
Ausgehend von den Arbeiten und Praxen von Teresa Margolles und von Fran Ilich, deren unterschiedliche Vorgehensweisen in keinem unmittelbaren Zusammenhang zueinander stehen, möchte ich in meinem Projekt die Strategien untersuchen, mit welchen diese vor bestehenden Machtasymmetrien operieren. Wie machen die KünstlerInnen über ihre Auseinandersetzungen wirkende Grenzregime sichtbar und öffnen dennoch oder gleichsam mögliche Handlungsräume?
Obwohl Teresa Margolles (*1963, Culiacán, Mexico) derzeit vor allem über ihre installativen und skulpturalen Arbeiten rezipiert wird, bestand ihre Kunst zunächst vor allem aus einer performativen Praxis, basierend auf der sub-kulturell von und in Mexiko operierenden Interventions- und Performancegruppe SEMEFO (Forensisch Medizinischer Dienst) - Margolles arbeitete selbst auch in der Gerichtsmedizin. Mich interessiert vor allem die Weiterführung dieser performativen und meist kollektiven Praxis in internationalen Ausstellungszusammenhängen, und welche temporären Kollaborationen und Partnerschaften die Künstlerin eingeht, welche Berührbarkeiten und Zusammenhänge sie herstellt und ermöglicht, um verschiedenen offenen Prozessen (wie etwa den Erfahrungen von Tod, Krieg und Gewalt), einen Ort zur Verhandlung zu geben oder verschiedene psychologische Prozesse loszutreten.
Auch bei der Praxis von Fran Ilich (*1975, Tijuana, Mexiko), mexikanischer Autor und Medienaktivist, der sich unter anderem der Theorie und Praxis narrativer Medien widmet, ist "Kunst" nur einer vieler möglicher Vektoren oder Handlungsräume in denen komplexe Sachverhalte, welche etwa asymmetrische Verteilungen oder Ausschlussmechanismen und die Prozesse, wie persönlich empfundene oder kollektiv erlebte Erfahrungen und Gefühle, die damit einhergehen, verhandelbar werden.
Wie werden die konstanten Verhandlungen betreffender Machtverhältnisse und Asymmetrien Teil der Arbeiten selbst und wie sind die Grenzen beschaffen, welche uns trennen und/oder verbinden? Welche Grenzregime treten in Kraft insbesondere vor der Kondition einer (angenommen) globalisierten (Kunst-)Welt? Inwiefern schreiben sich Prozesse von Assimilierung, Aneignung und Widerstand ein bzw. werden im Gegenzug transkulturale Leseweisen produktiv und sinnvoll v.a. wenn die Arbeiten selbst von genau diesen sprechen und schon längst eine kritische Distanz zur potentiellen Abbildbarkeit und Medialität von "Realität" bzw. von "Realitäten" eingenommen haben bzw. diese ständig mitverhandelt und "(rück-)übersetzt" (in die jeweiligen "originären" Kontexte) werden müssen.
Bio
*Falkirk, 1978, lebt und arbeitet in Wien. Studium der Romanistik, Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien, als auch Konzeptkunst und Kulturwissenschaften an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Arbeit als Kuratorin, Autorin und Künstlerin. Forschung im Bereich Kulturaustausch und dessen Konditionen unter den Effekten von Globalisierungsprozessen vor transnationalen Geflechten. Welche Rollen spielen Medialität, Übersetzungsprozesse und das Dialogische in der Sichtbarmachung und der Verhandelbarkeit verdrängter, ausgegrenzter oder übersehener Geschichten und Realitäten in Gegenwart und Vergangenheit.